Ein Verhalten am Arbeitsplatz das schlimmer als Mobbing ist

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Diese Art von Verhalten am Arbeitsplatz verursacht größeren Schaden in Köpfen der Mitarbeiter als Mobbing. Es handelt sich um Schikanierung und Ausgrenzung.

Eine Umfrage unter 3 400 US Amerikanischen Mitarbeiter in unterschiedlichen Unternehmen offenbarte schockierende Ergebnisse: rund ein drittel aller Befragten wurden auf der Arbeit schon mal gemobbt. Rund 20 % von diesem Drittel wurden dadurch gezwungen aus diesem Grund zu kündigen und eine andere Beschäftigung zu suchen.

Mobbing verursachte bei den Angestellten ein Gefühl, dass über sie am Arbeitsplatz gelästert wurde, sie müssten die Verantwortung für Fehler übernehmen, die sie nicht begangen haben und dass sie permanent Kritisiert wurden.

Es hat sich aber herausgestellt, dass es eine Art des Verhaltens am Arbeitsplatz gibt, das viel schlimmer als Mobbing ist, und zwar sowohl für die geistige - also psychische als auch die körperliche Verfassung der Mitarbeiter. So die neuste Studie, betreut von Jane O'Reilly von der Universität Ottawa, Teller School of Management in Kanada.

Schikanierung und Ausgrenzung deprimieren schlimmer als Mobbing

Eine Reihe von Umfragen die von den Forschern an der Universität British Columbia durchgeführt wurden, deckten auf, dass Schikanierung und Ausgrenzung der Mitarbeiter einen noch größeren Schaden in deren psychischen Ausgeglichenheit verursacht, als Mobbing. (O'Reilly et al., 2014)

Wenn die Mitarbeiter gezielt nach Ignoranz anderer Team-Mitglieder gefragt wurden, gaben sie an, dass von andern ignoriert zu werden keine negative Veränderung in dessen alltäglichem Jobleben mit sich bringt. Dies waren allerdings rein intuitive Antworten. Die Mitarbeiter fühlen, dass eine gegenseitige Ignoranz, kein großes Problem auf der Arbeit darstellt.

Die Forscher untersuchten die psychische und physische Verfassung von zwei Gruppen von Mitarbeitern. Eine Gruppe wurde regelmäßig schikaniert, die andere dagegen Komplet ignoriert. Personen die ignoriert wurden, verglichen mit den, die schikaniert wurden, gaben häufiger an, dass der psychische Zustand in dem sie sich auf Grund der gegenseitigen Ignoranz befinden, unerträglich sei. Auf Grund dessen äußerten sie häufiger den Wünsch, den Job zu wechseln, als die Mitarbeitergruppe, die schikaniert wurde. Mitarbeiter die eine strake Ignoranz erführen, fühlten sich schlecht, empfanden keine Verbundenheit mit ihrer Aufgabe und litten unter körperlichen Beschwerden.

Professor Robinson fasste zusammen:

Mittlerweile wird Mobbing am Arbeitsplatz und in der Schule aufwendig bekämpft, was natürlich wichtig ist. Allerdings ist das nicht die einzige Art der negativen Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefinden der Mitarbeiter. Viele Mitarbeiter werden am Arbeitsplatz nicht direkt gemobbt, sondern unterschwellig ignoriert oder ausgegrenzt. Diese Personen haben Schwierigkeiten eine Abhilfe zu bekommen, weil Aspekte wie soziale Ignoranz oder kollegiale Ausgrenzung offensichtlich nicht als Mobbing erkannt und bekämpft werden.

Drangsalieren und Tyrannisieren im Job gilt häufig NICHT als Mobbing!

Das Problem liegt in vielen Fällen daran, dass ein Arbeitsplatzverhalten, das als Drangsalieren und Tyrannisieren bezeichnet werden kann, sehr eng mit Ignoranz und Ausgrenzung verbunden ist, und daher nicht als Mobbing eingestuft wird. Somit wird es auch nicht aktiv bekämpft. Mitarbeiter die ein solches Verhalten am Arbeitsplatz über sich ergehen lassen müssen, fühlen sich als Opfer, deren nicht geholfen wird. Es handelt sich um Kollegiale-Unfairness feinster Sorte, die als „normal" abgestempelt wird.

Die Studie wurde von folgenden Forschern durchgeführt: Jane O'Reilly, Sandra L. Robinson, Jennifer L. Berdahl und Sara Banki. Die Forscher nahmen eine weitere Differenzierung vor und grenzten ab die Schikanierung als eine Sonderform der Belästigung am Arbeitsplatz. Besonders gravierende Folgen hat Ignoranz unter den Arbeitskollegen, da sie auf ein Grundbedürfnis von Menschen in Organisationen abzielt- und zwar der Verbundenheit mit anderen am Arbeitsplatz.

Jeder Mensch der in einer Organisation tätig ist, möchte sich mit einer gemeinsamen Aufgabe und als Zugehörig zu einer Gruppe identifizieren. Wenn man kein solches Bedürfnis hat, kann man sich einfach selbständig machen und das ganze Leben lang als eine Ein-Mann-Firma tätig sein. Allerdings strebt die Mehrheit der Mitarbeiter nach einer sinnvollen Aufgabe, die in Verbindung mit Kollegialität, gemeinsam überwunden wird.

Deshalb fühlen sich aus einem Team ausgegrenzte Menschen komplett verlassen und nutzlos. Mit der Zeit verlieren sie den Sinn in ihrer Arbeit, danach folgt der Verlust des Sinns im Leben und irgendwann hinterfragen sie ihr eigenes Dasein. Er ist erschreckend, das solche Praktiken teilweise auch organisiert am Arbeitsplatz ausgeübt werden. Ein wenig mehr Fokus auf das Leisten qualitativ hochwertiger Arbeit würde vielleicht helfen, solche Praktiken am Arbeitsplatz zu unterbinden.

Bildquelle: Dennis Lapets