Erfahrung mit Raumentgrenzung: ein Experiment mit Meditierenden und Nonnen

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Gehirn und Neurologie

Ein Experiment und eine Erfahrung mit Raumentgrenzung beschrieben im Buch: Der gedachte Gott von Newberg und d'Aquili beschreibt: wie die Meditierenden eins mit der Umgebung werden.

Ein Experiment in dem die Erfahrung mit Raumentgrenzung gemacht wird und zwar aus der Perspektive der Neurowissenschaften. Die beiden Neurologen Andrew Newberg und Eugene untersuchten in ihrem Buch „Der gedachte Gott" buddhistische Meditierende, genau, acht Personen die fähig waren, den fünften Zustand von Jhana zu erreichen und später auch franziskanische Nonnen vermittels der SPECT-Analyse (Positronen-Emissions-Tomographie), bei der eine präzise Momentaufnahme der Durchblutungsmuster eines Gehirns machbar ist.

Dem Meditierenden wurde eine Kanüle in eine Vene der Armbeuge eingeführt, durch die ihm auf dem Höhepunkt seiner Meditation, die er durch ein Ziehen an einer, um den Finger gebundenen Schnur signalisierte, eine radioaktive Substanz initiiert wurde, die sich durch den Blutkreislauf bis in die Hirnzellen bewegte, wo sie eine beträchtliche Zeit messbar war.

Man erhielt also, indem man eine SPECT-Aufnahme dieser radioaktiven Muster machte, eine recht exakte Anzeige der Hirnaktivität zum Höhepunkt der Meditation, als sich der Meditierende in der fünften Stufe von Jhana (eigentlich auch graduell unterschieden, bis die absolute Auflösung erreicht ist und auch nichts mehr erfahren wird) befand.

Während Meditaion arbeitet das Gehirn auf Hochtouren

Die Untersuchung zeigte eine ungewöhnliche Aktivität in dem Hirnteil, der für die Orientierung des Individuums im physikalischen Raum zuständig ist (Teil des oberen Scheitellappens) - das Orientierungsfeld.

„Um diese wichtige Funktion zu erfüllen, muss das Orientierungsfeld zuerst eine klare und konstante Wahrnehmung der physischen Grenzen des eigenen Selbst erzeugen. Einfach gesagt, es muss klar zwischen dem Individuum und allem übrigen unterscheiden..." Zusätzlich ist das Orientierungsfeld für die Wahrnehmung von Winkeln und Entfernungen zuständig, was in der Kombination mit der Wahrnehmung physischer Grenzen die Orientierung im Raum erlaubt.

Besagtes Orientierungsfeld existiert in beiden Hemisphären des Gehirns. Beide Bereiche erfüllen ähnliche Aufgaben, wobei die Linke Hälfte für die Räumliche Wahrnehmung von seinem Körper verantwortlich ist und die Rechte für die Einordnung des Körpers in den umgebenden Raum Es wurde nun exakt in diesem Abschnitt des Gehirns, der normalerweise (wach wie im Schlaf) permanent starke Aktivität aufweist, ein starker Rückgang eben dieser Aktivität festgestellt, so als sei der Informationsfluss, die die Erzeugung einer Abgrenzungswahrnehmung vom Umfeld ermöglicht, blockiert worden.

Erinnern wir uns daran, dass wir gesagt haben, dass das neuronale Netz stets eine Gesamtwahrnehmung produziert, zu der durch Sprache erzeugte Phänomene gehören wie z.B. der Beobachter. Dieses ändert sich nicht, weil ein Mensch zu meditieren beginnt.

Durch das Gefühl der Raumentgrenzung wird man mit der Umgebung vereint

Wenn jetzt aber keine räumliche Grenzerfahrung mehr möglich ist, bleibt das Bild unvollständig und wir erfahren eine Unendlichkeit des eigenen Selbst. Wir nehmen uns nicht mehr als abgegrenztes Wesen war, sondern als eins mit dem Raum. So lassen sich weder zeitliche noch räumliche Unterschiede ausmachen, weswegen es nichts mehr zu beobachten gibt. Der Beobachter wird gewissermaßen zum Leerlauf verurteilt. Zurück bleibt nur eine Erfahrung eines Seinszustandes, der mit Worten nicht beschrieben werden kann, weil in ihm keine Phänomene erzeugt werden.

Gemäß dem, was wir über das Nervensystem als geschlossenem/selbstreferentiellem System erfahren haben, müssen wir sagen, dass diese Raumerfahrung genauso Realitätscharakter besitzt, wie die Welt, die wir gewöhnlich wahrnehmen.

Literatur zur Raumentgrenzungserfahrung

  • Humberto Maturana/Francesco Varela, „der Baum der Erkenntnis", Scherz Verlag, München 1987
  • Andrew Newberg/Eugene d'Aquili/Vince Rause, „Der gedachte Gott", Piper Verlag, München 2004
  • Jeremy W. Hayward, „Die Erforschung der Innenwelt", Insel Verlag, Frankfurt a.M. 1996
  • Dr. Tin Mehm Mon, "Buddha Abhidamma", Buddha Dharma Association Inc., Penang (Myanmar) 1995
  • Tobias H. Brocher/Claudia Sies, „Psychoanalyse und Neurobiologie", Frommann- Holzboog-Verlag, Stuttgart-Bad Cannstatt 1986

Bildquelle: Moyan Brenn