Multitasking schädigt das Gehirn?!

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Gehirn und Neurologie

Multitasking kann schwere Schäden verursachen, vor allem in Bereichen des Gehirns in denen Emotionen und kognitive Fähigkeiten wie Denken, Wahrnehmen und Erkennen, verarbeitet werden.

Kann es Sein, dass Multitasking anstatt vorteilhaft, fürs Gehirn schädigend ist? Bis dato überzeugte die These, dass Multitasking, also das Ausführen mehrerer Tätigkeiten gleichzeitig, eine positive Wirkung auf das Gehirn hat. Nun das kann sich ändern. Zum ersten mal in der Geschichte beweist eine Studie, dass gleichzeitige Beschäftigung mit mehreren Sachen auf ein mal, zu einem Verlust der Dichte der neuronalen Verknüpfungen führt.

Die Forscher Loh und Kanai beweisen in deren Studie aus dem Jahr 2014 folgendes: Menschen die über einen längeren Zeitraum hinweg Geräte wie Laptops, Handys und andere Multimedia Hardware gleichzeitig nutzen, weisen eine deutlich geringere Anzahl der synaptischen Verschachtelnden der grauen Masse, und zwar in der Gehirnregion, die für Kontrolle der Emotionen zuständig ist sowie in der Region, die fürs Denken Erkennen und Wahrnehmen zuständig sind.

Ab wann spricht man von Multitasking?

Das ist eine Gute Frage. In der Studie erklären Loh & Kanai, als Multitasking Tätigkeit können folgende Aktivitäten definiert werden: - Musikhören während man Computer spielt oder eine Zeitung liest - Fernsehen während man telefoniert - Zeitung lesen während im Hintergrund eine Fernsehsendung läuft.

Der Autor der Studie, Kep Kee Loh meint:

„Das Medien-Multitasking ist heutzutage ein weit verbreitetes Phänomen und wir machen uns zunehmend Sorgen, welchen negativen Einfluss es haben kann in Hinblick auf unsere kognitiven Fähigkeiten und unser Sozial-Wohlbefinden*. *Unsere Studie ist die erste weltweit, die eine Verbindung zwischen Medialem-Multitasking und der Struktur der neuronalen Netze offenbart."

Multitasking und die Änderung der Gehirn-Struktur

Die Studie ist entstanden anhand von Bildern (Scans) aus dem Computer Tomograph in Verbindung mit einem Fragebogen über die Nutzung von medialen Geräten, Zeitschriften und Fernsehen.

Personen die angegeben haben, dass sie häufig mehrere Medien gleichzeitig nutzen, wiesen tatsächlich eine deutlich geringere Dichte der neuronalen Netze und zwar im Gehirnareal genannt: ACC (Anteriorer Cingulärer Kortex). Auf dem Scan-Bild ist die Graue Substanz weiß markiert. In diesen Regionen verfügten die Probanden über weniger synaptische Verbindungen als die Kontrollgruppe.

Dieses Gehirnareal ist verantwortlich für kognitive und emotionale Kontrolle, also Prozesse wie: Empathie, Entscheidungsfindung, Bewertung der Belohnung. Diese Studie zeigt eine deutliche Überlappung mit einer weiteren Untersuchung, die auf Multitasking in Verbindung mit Emotionalen Problemen aufmerksam macht. Zu den beobachteten emotionalen Problemen gehörten: Angst und depressive Zustande sowie auch kognitive Störungen wie mangelnde Aufmerksamkeit. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass die Assoziation zwischen vielfältigem und gleichzeitigem Medienkonsum und den Problemen nicht mit der Persönlichkeit der Probanden einher ging.

Also verursacht Multitasking emotionale und kognitive Probleme?

Gleichzeitiger_Medien-Konsum-Gehirn.jpg Die Autoren der Untersuchung weisen jedoch auf ein wichtiges Detail hin. Bei der Studie handelt es sich um eine Vorbereitende-Studie, das bedeutet, dass sie nur die Verbindung zwischen Multitasking und emotionalen und kognitiven Problemen enthüllt. Sie erklärt aber nicht was verursacht was. Man könnte die Beobachtung nämlich in zwei Richtungen interpretieren:

    1. Probanden die Multitasking mit mehreren Medien praktizieren haben schwache neuronale Verbindungen im Gehirn, im Beriech ACC. (Anteriorer Cingulärer Kortex) und
    1. Probanden die wenig dichte neuronale Verbindungen im Anterioren Cingulären Kortex aufweisen, tendieren zum Multitasking zwischen vielen verschiedenen Medien gleichzeitig.

Laut Herrn Loh:

„Der genaue Mechanismus, der dahinter steht, ist noch unklar. Es ist zwar möglich, dass Personen mit kleinerem und wenig dichterem ACC Areal im Gehirn, dazu tendieren, mehr Fernseher, Internet, Smartphone gleichzeitig zu konsumieren. Es scheint aber auch plausibel, dass der intensive Medien-Konsum, der sich im Multitasking manifestiert, zu der negativen Veränderung im Gehirn führt. Emotionale Probleme und Mangel an Aufmerksamkeit sowie schwache kognitive Fähigkeiten könnten dann als Begleiterscheinungen auftreten."

Wir werden auf die zukünftigen Studien warten müssen, die auch eine größere Anzahl an Probanden untersuchen werden. Erst dann können wir zuverlässige Aussagen in Bezug auf Multitasking und negativen Einfluss auf das Gehirn treffen. Bis dahin bleibt die Thematik spannend und faszinierend.

Vielleicht liegt die Ursache ganz woanders?

Möglicherweise haben die Forscher recht mit ihrer Studie. Es erscheint aber auch plausibel, dass der Grund für emotionale und kognitive Probleme nicht im Multitasking selbst liegt. Sondern darin welche Folgen der gleichzeitige Umgang mit mehreren Geräten, auf das soziale Leben hat.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand der gleichzeitig Radiohörer und in einer Zeitung liest, bei dem ab und zu das Smartphone klingelt, sich dazu noch mit anderen Menschen und der Umgebung unterhalten kann. Und dieses soziales Miteinander fehlt dann einem solchen Probanden. Solche Person legt dann mehr Fokus auf Medien-Konsum als auf das menschliche Miteinander. Und genau dieses Miteinander führt zu einer gesunden und ausgewogenen, psychischen und kognitiven Entwicklung. Wer statt dessen Multitasking mit MultiMedien praktiziert - entwickelt sich nicht ausreichend, sowohl psychisch als auch kognitiv.

Was meinst Du? Wo liegt der Grund für die emotionalen und kognitiven Defizite der Multitasker-Generation? Schädigt das Multitasking unserem Gehirn tatsächlich?

Bildquelle: Studie von Loh & Kanai (2014)