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Motivation und Lernumgebung

Vielleicht geht es anderen ein wenig wie mir. Ich habe mein Leben lang immer all meinen Ehrgeiz und all meine Motivation aus meiner Umgebung gezogen, aus Menschen deren Fleiß mich inspirierte oder aus zb Medien, die sich mit meinem Studiengang beschäftigen. Natürlich auch aus Erfolgserlebnissen.

Ich merke aber dass meine Motivation sinkt, sobald ich meine WG betrete. Ich lebe in einem Wohnheim in dem teilweise WGs zugeteilt werden,dh mind. jedes Semester wohne ich mit zwei anderen Erasmus- oder Austauschstudenten zusammen. Die meisten derer mit denen ich bisher gewohnt habe (und ich mache mir nicht viel Hoffnung für die Nächsten) sind relativ faul gewesen (auch zb da für sie zu wenig Kurse angeboten wurden) und machen nicht viel den Tag über, schlafen aus, sind nachts lange wach, sitzen viel vor ihren Laptops, usw usf (natürlich individuell abweichend).

Für meine Motivation ist das der absolute Tod. Kaum bin ich in meiner WG sinkt jegliches Verlangen und Streben. Wohlgemerkt, ich brauche um konzentriert lernen zu können alle meine Sachen bei mir, Essen, Trinken, alle Unterlagen und jede Ablenkung, zb weil ich in der Bib lerne und erst quer durch die Räume muss um mal auf Toilette zu gehen, oder einfach Leute vorbeigehen (was trotz Ohropax bemerkbar ist) bringen mich völlig raus.

Sicher kann ich Abstriche machen und mehr in der Bibliothek lernen, aber ich suche nach Lösungen um weiterhin zuhause (in Ruhe, mit allem was ich brauche) zu lernen ohne mich von der leicht "faulen" Atmosphäre beeinflussen zu lassen.

Jemand der das kennt, jemand der da Hilfe weißt?

Lg, ein Besucher :)

4 Antworten

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  • Vielleicht kann ich Dir etwas genauer helfen, wenn du mir sagst, was du studierst und im welchen Semester.
    Deckt sich dein Studiengang mit deinen persönlichen Interessen?
    Bist du eher am Ende oder am Anfang des Studiums?

    Das Problem mit dem Du zu kämpfen hast ist ziemlich komplex.
    Die eigene Motivation hängt von vielen Faktoren ab. Grob gesagt, kann man die Faktoren in intrinsische (die, die dich selbst betreffen) und extrinsische (die, die deine Umgebung betreffen) aufteilen.

    Zum Teil ist also jeder selbst verantwortlich dafür, wie es mit der Motivation zum Lernen bei so bei ihm ist. Zum Teil wird man von dem Kontext beeinflusst. Wer in einer WG mit nur Erasmus Austauschstudenten wohnt, wird merken, und ich glaube das hast du schon gemerkt, dass die Erasmus Studenten eher zum kulturellen Austausch nach Deutschland gekommen sind und nicht zum sagen wir mal einem wissenschaftlichen.

    Die meisten Erasmus Studenten sind nicht verpflichtet irgendwelche Leistungen zu erbringen. Manche schreiben eigne Klausuren weil sie es selbst wollen, andere weil sie das Thema interessiert und einige sehr wenige weil sie es müssen. Der letzte Punkt betrifft eher die Studierenden aus Ost-Europa. Sie müssen nämlich die volle ECTS Punktezahl mit Klausuren abdecken. Sonst sind sie verpflichtet das Geld fürs Stipendium wieder zurückzuzahlen.

    Mein Beispiel
    Ich absolviere in Deutschland ein komplettes Auslandsstudium. Meine Motivation war zur Beginn extrem hoch, die hat etwas nachgelassen, trotzdem bin ich immer noch recht motiviert. Es mag vielleicht damit zu tun haben, dass ich schon fast am Ende (im letzten Semester) des BWL Studiums bin. Für mich war/ist der Studienaufenthalt hier eine recht tolle Sache. Ich wußte zwar am Anfang nicht, dass Siegen so ist, wie sie ist. Trotzdem eine Möglichkeit ein Auslandsstudium zu absolvieren war für mich stark motivierend. Sicherlich deshalb weil ich bis zum Abitur kein Überflieger in der Schule war.
    Ich habe also eine Möglichkeit erhalten, zu zeigen was ich kann ob wohl mir niemand aus meiner damaligen Umgebung ein Studium in einer anderen Sprache zugemutet hätte.

    Vergleich jetzt und früher...
    Wie war es denn mit der Motivation fürs Lernen am Anfang? Du schreibst, dass du bis jetzt immer sehr motiviert gewesen bist. Das bedeutet, Du hast eine starke innere sagen wir mal "Motivations-Ressource". Nun mit der Zeit ist etwas passiert, dass die Motivation in den Keller gebracht hat. Waren das nur die Mitbewohner der WG, die Siegener Umgebung oder vielleicht auch eine Enttäuschung dass der eigene Anspruch (in Siegen und der Umgebung) nicht erfüllt wird?

    Die Erwartungen spielen eine ziemlich wichtige Rolle beim Glücksempfinden und der Motivation. Wer zu hohe Erwartungen hat , wird natürlich Schwierigkeiten bekommen diese erfüllt zu bekommen.

    Der Grund für den Konzentrationsmangel
    Du meinst, dass du auch Schwierigkeiten hast sich in der BIB zu konzentrieren. Ist das Studienfach mit dem du dich gerade beschäftigst wirklich interessant für dich? Es scheint, also ob der Lehrstoff nicht genug von deiner Aufmerksamkeit bekommen würde. Wenn das Thema für dich persönlich super spannend ist, dann ist es sehr Schwer einem Menschen beim Lesen zu stören. Er ist nämlich vertieft in dem was er gerade liest, oder lernt, und äußere Reize wirken für ihn eher nicht störend.

    Wie gesagt, die Lage ist ziemlich komplex, vor allem beim Thema Motivation beim Lernen. Vieles ist Einzelfall anhängig. In dieser Antwort habe ich noch mehr Fragen gestellt, als du im ursprünglichen Thema. Wenn du mir aber die Fragen beantwortest, kann ich dir vielleicht gezielter helfen.
    Ansonsten beliebten nur zwei Alternativen übrig: entweder die Umgebung zu wechseln (was nichts anderes ist als wegzuziehen oder einfach WG zu wechseln) oder aber aus der inneren Motivation wieder zu schöpfen. Sich selbst die Lernumgebung kreativer zu gestalten, Lernen mit Podcasts oder Video-Vorträgen wie TED-Talks (www.TED.com) . Den Lernstoff intensiv vorbereiten, aufbereiten und durcharbeiten. Und so weiter und so weiter …

  • Lieben Dank für die ausführliche Antwort!

    Ich studiere Politik (aber nicht in Siegen, irgendwie stieß ich auf dieses Forum und deinen Blog) und liebe mein Studium über alles. Es ist meine große Leidenschaft, und dennoch merke ich wie es mich herunter zieht wenn ich meine Umgebung als tendenziell eher faul wahrnehme.

    Sie sind grundsätzlich aus Osteuropa, da ich selber etwas Russisch spreche, gibt man mir hier sehr gerne Austauschstudenten aus den Ländern und ich bin kann man wohl sagen inzwischen interkulturell sehr gut geschult was diese Länder angeht ;)
    Dies ist mein 2. Semester und ich bin momentan in der Prüfungsphase. Motivation bedeutet für mich Interesse am Stoff, aber das war nie etwas was mir dauerhaft zuflog, sondern es bestand viel aus Inspiration von Außen. Ich frage mich nun tatsächlich wie ich motiviert lerne, wenn niemand in meiner Umgebung da ist der mich inspiriert, niemand der so fleißig ist dass ich denke "das will ich auch", niemand der so viel Wissen hat das ich denke "das will ich auch!" Das war für mich immer der Anfang meiner eigenen Motivation, sie kam immer erst von außen und wurde dann in mir weiter geschürt, durch Disziplin und Ehrgeiz.

    Mit anderen Worten: Mir fehlt die Herausforderung. Ich bin in einer Umgebung in der egal was ich mache, ich es immer besser mache. Bisher war ich im Gegensatz zu meinen Mitbewohnern immer ordentlicher, disziplinierter und selbstständiger, verbringe mehr Zeit mit meinem Studium (woher ich das weiß? Die Wände sind dünn...), Büchern, usw.

    Ich glaube das ist es so ich seit meinem letzten Post drauf gestoßen bin: Wo ist die Herausfoderung? Wer treibt mich an mehr zu erreichen? Ich selber hab mir da nie genügt, ich brauchte immer den Kick von außen.

    Faszinierend dass du schreibst man sei so vertieft, dass man nichts mehr wahrnimmt. Ich glaub nicht dass ich das besonders oft hatte, mich interessiert die Theorie an meinem Studium meist mehr als die Praxis aber die ist eben auch wesentlich trockener und ich glaube vertiefen konnte ich mich darin noch nie.. ein Zeichen fehlender innerer Motivation denkst du? Mh. Darüber werde ich mal nachdenken. Ich hab nie daran gezweifelt dass Politik das Einzige ist wofür ich mich motivieren kann. Schule hat mich früher extrem gelangweilt und so ist es auch heute noch mit allem was ich uninteressant finde. Nur bei Politik gibt es Bereiche wo ich immer wieder aufgeregt bin Neues zu lernen.

    Zusammengefasst frage ich mich ob ich motivationstechnisch etwas falsch mache. In jedem Fall ist Politik die beste Wahl wenn es darum geht. Dennoch. Was fordert mich noch heraus wenn ich immer meiner Umgebung lerntechnisch voraus bin?

    Alles Liebe

  • Vielleicht noch kurz hinterher:

    Wahrscheinlich sollte man sich nicht nur auf äußere Motivation verlassen. Das sehe ich tatsächlich ein, aber innere Motivation fällt mir persönlich sehr schwer. Ich kann mich nicht erinnern mich jemals nicht durch Bücher, Filme, Berichte, Dozenten/Profs, allg. Menschen inspiriert und damit motiviert zu haben. Die Motivation aus mir selber heraus war immer erst der letzte Schritt.

    Ideal wäre neue Herausforderungen zu finden, aber in meiner Umgebung ist niemand ehrgeiziger als ich oder auf eine für mich ansprechende Art und Weise inspirierend (dabei möchte ich nicht abwerten, es sind alles hervorragende Menschen und Freunde).

    Oder zu lernen mich selber zu motivieren, unabhängig von meiner Umgebung..

  • Vielleicht solltest du einmal darüber nachdenken, wie du generell deine Konzentrationsfähigkeit steigern kannst. Dann macht das lernen nämlich auch viel mehr Spaß, und du bist auch viel motivierter. Das müssen ja jetzt keine verschreibungspflichtigen Medikamente sein, die du einnimmst. Es gibt ja auch so genanntes Brainfood, dass der Gehirnleistung auf die Sprünge hilft.

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