Was hält Ihr von dem Mel Gibson film Braveheart?

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Studentenleben

Braveheart ist meiner Meinung nach einer der Besten Filme überhaupt. Aber Braveheart im gleichen Atemzug mit solcherlei Schlechtigkeit zu nennen, zeugt m.E. von sturer Unwissenheit. Der fällt nämlich zu 100% nicht in diese Kategorie, sondern ist ein äußerst sehenswerter Film. Natürlich geht es um Ehre, Stolz und Vaterlandsliebe, aber nicht auf so platte dummdreiste Weise wie bei den Amiheldenfilmchen, sondern um wahren, gesunden (!) Patriotismus, der nicht nur nicht verpönt, sondern offen praktiziert werden sollte!

Braveheart war ein vor Pathos und Kitsch nur so triefender Gibson, der in einer
Reihe steht mit dem Patrioten oder the last Samurai. All diese Machwerke, die durch
ihre vorhersehbare Pathsosschicht auf mich langweillig und abstoßend wirken. Die bösen sind so böse, dass man sie hassen muss, die guten so gut, dass sie in ihrer Reinheit, Kraft und Güte alles überstrahlen.

Dieses widerwärtige Schwarz-Weiß geute kann in einer fiktiven Realität wie der vom Herrn der Ringe durchaus funktionieren, aber bei einem "Historienstreifen" ist das abartig. Dem Zuschauer wird vorgeschrieben wen er gut und wen böse zu finden hat, charakterliche Tiefe ist per Se abzulehnen, man soll ja nicht mit den Feinden der Freiheit sympathisieren. Seltsam das östliche Monumentalstreifen wie Hero eine viel tiefere Ansicht haben was Gut und Böse angeht und diese im Film auch ansprechen. Hier darf der Zuschauer entscheiden, als mündiges Wesen, ob absoluter Individualismus und "Freiheit" vor einer geeinten Nation stehen soll, welche durch ihre erweiterten Grenzen interne Kriege verhindert.

Im übrigen: Ein Glück, dass Patriotismus in Deutschland verpönt ist! Schade, dass
dieses fortschrittliche Denken, das sich nicht durch Ländergrenzen einschränken
lässt nicht viel weiter verbreitet ist!

-Braveheart is eben die Lebensgeschichte von William Wallace.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, im Großen und Ganzen ist er wirklich historisch korrekt.
Ist es denn kein Ereignis, wenn ein Land unabhängig von einem Unterdrücker wird, ist da denn nicht etwas Pathos angebracht? Schottland war seit jeher praktisch ne englische Provinz, da kann man sie doch mal ihre Freiheit feiern lassen.
Was deine Gut/Böse-Zwangtheorie betrifft:
es ist nunmal aus Sicht eines Schotten gedreht sozusagen. Abgesehen davon scheinst du die Ambivalenz der Figuren deutlich zu unterschätzen.
Oder gehört es zur Handlung eines "Guten", dass er des Nachts rachsüchtig einen Verräter abschlachtet, wie es William Wallace tat? Gehört es zur Handlung eines "Guten", wenn Robert the Bruce sich von Longshanks kaufen lässt und am Ende aber doch zu seinem Freiheitswillen findet? Ist es stereotypisch gut oder böse, was die französische Prinzessin alles tut? Eindeutig nicht, weil sie praktisch einen Intrigenspielball darstellt.

Longshanks ist sehr herzlos, aus deiner Sicht wohl nur "böse". Aber das hat seine Gründe. Durch die Umstände seiner Herrschaft ist er machtgierig geworden und will Schottland einfach behalten, mit allen Mitteln. Eben ein skrupelloser Politiker. Davon gibts doch in unserer Welt jede Menge, oder?

Gerade einem Film wie Braveheart historische Korrektheit zu attestieren zeugt von wenig Hintergrundwissen. Es gibt kaum einen Film, bei dem die Geschichtshardliner die historischen Ungenauigkeiten und Fehler stärker kritisert haben. Darauf würde ich allerdings keine Kritik aufbauen.
Das rachsüchtige Abschlachten eines Verräters ist im Rahmen der von Gibson konzipierten Handlung eine logisch kausale Folge des Verrats. Aussage quasi: Im Krieg ist alles erlaubt und wer die Freiheit eines Landes bedroht, hat zu sterben. Somit gehört es in Gibsons Schwarz-Weiß Thematik, in der Tat.
Der seinen Freiheitswillen findende Robert passt perfekt zum kartharsischen System Hollywoods. Ein Mann, der erkennt was "wahrhaft" gut ist. Ich habe den Film nichtmehr so genau im Kopf, aber soweit ich mich erinnere waren seine Entscheidungen von seinem Vater beeinflusst. Folgich ist er ein "Guter" unter schlechtem Einfluss, der zum Schluss den "wahren" Weg findet. Da ist kein Grau, das ist schwarz-weiß. Vom Saulus zum Paulus quasi.
Die französische Prinzessin ist meiner Erinnerung nach auch eine "gute" die auf der Seite der "bösen" steht, allerdings eben dem Guten hilft.

Gibsons widerliches Pamphlet über Ehre und Vaterlandsverteidigung sowie Pathostriefende Schlachtansagen und Jubelreden für Kriege ist typisch für diese Trilogie des Grauens "Braveheart", "der Patriot" und "Wir waren Helden". Ebenso typisch ist, dass Hollywood und der Oskar sich vor diesen amerikanischen Idealen verbeugt und sie anbetet. Im Endeffekt funktioniert der Film freilich auf einer emotionalen Ebene, jedoch nur, wenn die Ratio aussen vor gelassen wird. Nur wer die Werte "Vaterland", "Ehre" und "sterben für einen höheren Zweck" für sich anerkennt kann auch ernsthaft emotional mitgerissen werden. Ich war es nicht weil ich diese Werte für mich ablehne.
Im Übrigen darf jeder jeden Film mögen, nur muss ich es aus den genannten Gründen nicht tun. Dafür ist ein Forum doch da, oder? Diskussion und Meinungsaustausch.