Einführung in die Literatur des Barock

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--- WICHTIG: Sollten Sie ernsthaft erwägen, dieses Seminar zu besuchen, lesen Sie diesen Kommentar bitte unbedingt bis zum Unterpunkt ‚EXKURSION'! --- EINLEITUNG Barock - mit diesem Etikett lassen sich buntscheckige Phänomene aus verschiedenen Wissenschafts­disziplinen versehen: Architektur-, Kunst-, Literatur- und Musikgeschichte nennen je bestimmte ihrer Untersuchungsgegenstände ‚barock', wobei der Terminus - zumal als literarhistorischer - weder trenn­scharf definiert werden kann, noch den ‚barocken' Zeitgenossen selbst als Stil-/Epochenbezeichnung geläufig war. Lässt man eine unsortiert-assoziative Liste von Schlagworten soziokulturell das Barock um­kreisen - Dreißigjähriger Krieg, Sonnenkönig, Seuchen, Sprach- und Dichtergesellschaften, Bindfaden­telefon, Hexenwahn, erste Wochenzeitung, Wanderbühnen, Judenverfolgung, absolutistische Ständegesell­schaft -, dann wird die Bandbreite barocker Kulturgeschichte ansatzweise sinnfällig.

-Vor allem die ältere Forschung hat sich angesichts scheinbarer Anachronismen und Widersprüche in der Literatur und der Geistesgeschichte des 17. Jahrhunderts damit beholfen, von einer Zeit voller Gegen­sätze zu sprechen.- So leitet Dirk Niefanger seine Problematisierung des Barockbegriffs ein (Barock - Lehrbuch Germanistik, 2006). Und tatsächlich ist es einerseits zwar eine Zeit der Widersprüche, Polaritäten, Kontraste, Dualismen: Latein vs. Deutsch, carpe diem (= pflücke den Tag) vs. memento mori (= gedenke, dass Du sterblich bist), verseschmiedender poeta doctus vs. Originalgenie, barocke Hofkultur mit Prunk, Pracht und Protz vs. Armut, Hunger und Unterdrückung, Diesseits vs. Jenseits etc. pp. Andererseits je­doch -entpuppt sich die scheinbar so simple und auf den ersten Blick auch ein wenig eintönige Literatur als ein Kulminations- und zugleich auch Endpunkt einer fast 2000-jährigen Literaturtradition, die souve­rän über einen festgefügten Kanon an Motiven und Formen verfügt und mit diesem spielt.- (Jürgen Möl­ler: Barock, 2009). Barockliteratur in ‚Teutschland' hatte und hat noch immer mit einer weiteren Platitüde zu kämpfen: Mit nüchternem, aufklärerischem Blickwinkel wurde der barocken Literatur retrospektiv abwertend der Hang zum Schwulst, zur Ornamentik, zur übertriebenen Rhetorik, zur Fülle, ja gar zum sogenannten -Tumor­stil- vorgeworfen. In der Tat findet man auch Literatur, die diese Kritik zu rechtfertigen vermag, findet man bspw. Sonettstrophen strotzend vor Stilfiguren; man findet aber auch weitaus mehr. Das Seminar tritt an, um den angerissenen verkürzenden Charakteristika und Klischees ein kleines Kor­rektiv zur Seite zu stellen und einen möglichst breiten Überblick der vielgestaltigen barocken Literatur­erzeugnisse zu ermöglichen - soweit vierzehn Seminarsitzungen dies zulassen. VERLAUF Unterfüttert durch eine kulturgeschichtliche Subebene, die diesem immens nuancenreichen Spektrum Rechnung tragen und Verbindungslinien zu anderen der schönen Künste ziehen helfen soll, werden im Seminar den drei Großgattungen Lyrik, Drama und Epik je eigene Blöcke zugestanden werden. Unterbrochen werden diese Einheiten durch thematisch motivierte Sitzungen, die sich unter anderem mit den Literarischen Gesellschaften, der Literaturreform und transgenerisch wiederkehrenden Motiven des Barock befassen werden. METHODIK Selbstverständlich beschäftigt sich das Seminar mit Lektüre, Analyse und Interpretation einschlägiger und als repräsentativ zu bewertender deutschsprachiger Texte des Barock. Allerdings möchte das Seminar auch einem wissenschaftlichen Anspruch gerecht werden, der die Diskussion von aktueller Fachliteratur und Forschungspositionen ebenso ein­schließt, wie er die jeweils grundlegenden Theorien zur Textinterpretation der Großgenres umfasst. Das Beste zum Schluss: Jeder und jede Seminarteilnehmer/in wird einen aktiven Beitrag zur Seminar­gestaltung leisten dürfen - sei es als Experte für einen Text, in Form eines einleitenden Kurzreferats oder mittels einer Rechercheleistung. EXKURSION Da derzeit glücklicherweise eine Sonderausstellung zum Barock im Schloss Wilhelmshöhe gastiert (= -Dialoge - Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel- - http://www.museum-kassel.de/index_navi.php?parent=5400), nutzen wir die Gunst der eineinhalb Stunden und realisieren die erste Seminarsitzung als Exkursion. Treffpunkt ist am 20. Oktober um 18:00 Uhr (s.t.!) im Foyer des Schlosses Wilhemshöhe. Bitte erscheinen Sie pünktlich, da die 90-minütige Führung pünktlich beginnen wird. Die Ein­trittskosten von 2€ p.P. (Studentenausweis mitbringen!) werden Ihnen im Verlauf des Semesters zurück­erstattet.

primärer und sekundärer Natur wird im Seminar bekanntgegeben. Solide und umfassend einführend informiert Dirk Niefanger in seinem germanistischen Lehrbuch Barock, das 2006 in 2., überarbeiteter und erweiterter Auflage bei Metzler erschienen ist. Bemerkung LitWiss FB 02 Institut für Germanistik Uni Kassel WiSe 2011/12 Germanistik/Deutsch Deutsch Lehnert Nils