Religion und Politik: Theologische und politikwissenschaftliche Perspektiven auf ein spannungsreiches Verhältnis

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Wurde früher gerne geltend gemacht, dass Religion -Privatsache- sei. so wird in den letzten Jahren immer öfter ihre öffentliche Rolle neu eingefordert. Zugleich zeigen zahlreiche Kontroversen (etwa um Kopftücher im öffentlichen Dienst, Kruzifixe in öffentliche Schulen und Gottesbezüge in europäischen Verfassungsentwürfen), dass religiöse Aspekte in der Politik zu scharfen Kontroversen führen können. In diesem interdisziplinär angelegten Seminar soll das Verhältnis zwischen Religion und Politik sowohl aus theologischer als auch aus politikwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet werden.

Ziel ist es, beide Perspektiven zu einem fruchtbaren Dialog zu führen und dabei einerseits Berührungspunkte, Gemeinsamkeiten und wechselseitiges Aufeinanderangewiesensein auszumachen, andererseits aber auch Abgrenzungserfordernisse und Konfliktquellen zu erkennen. Der Schwerpunkt wird dabei im Bereich der Religion auf dem Christentum und im Bereich der Politik auf der Demokratie liegen. Zunächst werden verschiedene grundsätzliche Beiträge zur gegenwärtig rege geführten Debatte über das Verhältnis zwischen Religion und Politik diskutiert werden. Dabei wird es auch darum gehen, grundlegende Fragestellungen, Konzepte und Argumentationsfiguren kennen zu lernen. So soll etwa darauf eingegangen werden, inwiefern moderne Gesellschaften unwiderruflich -säkularisiert- worden sind oder was mit -Zivilreligion- gemeint ist, ob -Toleranz- das selbe wie staatliche -Neutralität- bedeutet und wie eine Verständigung zwischen religiösen Traditionen gelingen könnte, die auch für politische Fragen weiterführend sein könnte. Im Anschluss sollen einige praktische Streitfragen, etwa der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, der Gottesbezug in einer europäischen Verfassung oder die Rolle von Religion und Kirche in politischen Gremien und Wahlkämpfe daraufhin betrachtet werden, welche Rolle religiöse Standpunkte spielen bzw. legitimerweise spielen sollten. Dabei wird der Blick auch in unterschiedliche Länder fallen.

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