Wahrnehmung und Innovation

Wenige Veranstaltungen an den Universitäten beschäftigen sich mit der Wahrnehmung von neuen und unbekannten Reizen. Das Thema ist aber durchaus interessant, denn nichts ist so beständig wie der Wander unserer Welt. Jeder Mensch ist also gezwungen neues zu erkennen und zu lernen. Hochspannend sind die Vorgänge, die in unserem Gehirn ablaufen wenn wir etwas neues und uns noch unbekanntes sehen, hören oder auf andere Weise wahrnehmen.

Jeder von uns durchlebt eine Phase im Leben wo alles was neu ist, spannend aufregend, inspirierend und für uns hochinteressant ist - das ist die Phase wenn wir als Kinder die Welt erkunden. Diese Lebensphase ist geprägt von einer großen Intensität - das Spielen macht am meisten Spaß, die Welt zu entdecken ist großartig und sowas wie Sorgen kennen wir nicht. Später im weiteren Verlauf unseres Daseins, nehmen Sorgen Zukunftsgedanken immer mehr Platz ein und gleichzeitig bleibt es immer weniger neues, was wir erfahren können. Die schöne Kindheit ist vorbei.

Kinder lernen gegenüber erwachsenen sehr schnell. Der Grund ist aber nicht der, dass das Kinder sind. Sondern weil die Welt die wir als Kinder entdecken - neu ist.
Als erwachsene Menschen können wir genau so schnell lernen - nur halt das was neu und unbekannt ist. Deshalb macht es Sinn sich mit den Lernprozessen auseinander zu setzen, die dann ablaufen, wenn man eine Innovation wahrnimmt.

Wahrnehmung und Innovation an der Universität der Künste in Berlin

Ein solches Seminar, in dem man die Wirkung der Neuerungen auf unsere Wahrnehmung untersuchen kann, findet an der Universität der Künste in Berlin. Hier die genauere Beschreibung des Kurses „Wahrnehmung und Innovation":

„To break the rules, you must first master them." Dieser Claim des Schweizer Uhrenherstellers Audemars Piguet markiert eine Position, die die Dialektik von Innovationsprozessen beschreibt. Regeln und Rituale zu kennen, als abstrakte Muster aus der Distanz zu betrachten, zu verstehen und zu assimilieren, ist ein Motor für Veränderung. Die Dialektik dieses Prozesses steht im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung.
Unter den folgenden Leitfragen werden exemplarische Untersuchungen vorgenommen:

  • Wie entsteht Neues?
  • Was verarbeiten wir bzw. unser Gehirn, wenn wir etwas radikal anders denken (müssen) als bisher?
  • Worauf stützt sich unser Denken, unsere Wahrnehmung, unser Wissen, wenn wir unsere Kompetenz zur Veränderung und unsere Kreativität neu strukturieren?

Die Erklärung von Innovation ist schwer zu fassen, aber wenn Innovationen auftreten, werden sie unmittelbar verstanden und haben stark verändernde Auswirkungen auf ihre Umgebungen. Egal, ob sie aus dem Bereich der Bildenden oder Darstellenden Kunst, der Forschung oder der Sprachentwicklung hervorgebracht werden: Die Voraussetzung für die Verständigung über die „Neuheit" gelingt nur, wenn das „Neue" an zwei Kriterien gemessen werden kann: Erstens an seiner Sichtbarkeit, zweitens an der Unterscheidung vom Alten, von der Regel, vom Ritual.


Ob die Innovation als Produkt der Phantasie, der systematischen Forschung, der „plötzlichen Eingebung und Inspiration", als Ergebnis intellektueller Tätigkeit oder als Variante in einer Reihe von Imitationen entsteht, häufig ist sie Ergebnis genauer Beobachtung und eines Austausches in einer bestimmten Konstellation. Die Wahrnehmung und Interpretation der vorgefundenen Realität und die Unterscheidung von der „Illusion", vom Irrtum spielt dabei eine herausragende Rolle.
Die Methoden und Instrumente des Seminars beinhalten

  • explorative Phasen wie Übungen und Denkexperimente,
  • Diskurse über exemplarische Literatur zur „Perzeption und Täuschung" und
  • kreative Recherche- und Beobachtungsaufgaben zu komplexen Situationen.

Wann und wie lange Wiederholungen und Serien nützlich sind, wie lange wir an Mustern festhalten und wann wir bereit sind, das Gekannte und Gelernte zu verlassen und neue Wege zu (er)finden, soll am Ende zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden.

Die Veranstaltung ist interdisziplinär ausgerichtet und wird in ihren Schwerpunkten von den Teilnehmer/innen mit bestimmt werden. Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige Anwesenheit und aktive Teilnahme.