Das Gehirn denkt über das Geld und Finanzen anders als man sich das vorstellt.

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Gehirn und Neurologie

Wieso das Gehirn anders über GELD und FINANZEN denkt und wieso es so langsam in diesen Themengebieten lernt stellen Bonner Neurologe: Christian E. Elger und ein Ökonom: Friedhelm Schwarz in dem Buch Neuro Finance vor.

Bis heute war es mir nicht klar, dass das Gehirn das Thema Geld und Finanzen speziell behandelt. Nicht immer rational und nicht immer sozial.
Zur Recherche für eine Seminararbeit im Fach Personalmanagement, (genauer gesagt handelt es sich um einen Vertiefungskurs namens Organisationsgestaltung), bin ich auf ein äußerst interessantes Thema gestoßen: „Das Gehirn versteht Geld anders als die anderen Dinge". Das menschliche Gehirn tut sich schwer wenn es um finanzielle Entscheidungen geht. Allgemein das Thema Geld ist fürs Gehirn eine schwere Kost. Das kann zum Teil daran liegen, dass die Menschen eher soziale Wesen sind und keine ökonomische.

Entscheidungen bezüglich finanzieller Mittel erscheinen häufig vollkommen irrational. Je mehr man sich mit dem Thema Geld und Gehirn auseinander setzt kommt man zum erschreckenden Ergebnis - sobald es sich um Finanzen handelt, lernt das Gehirn nicht aus den Verlern der Vergangenheit sowie aus vergangenen Entscheidungen.
Weil die Welt in dem wir leben ein soziales System ist, dass aus weiteren, kleineren Sozialen Systemen besteht, sollen die Entscheidungen die wir treffen auch einen sozialen Hintergrund haben. Beim Geld, Finanzen und Vermögen - also bei solch rationalen und ökonomischen Themen sorgt der soziale Hintergrund für Verwirrung. Denn Eine ökonomische Entscheidung und eine Soziale Entscheidung kaum miteinander vereinbart werden können.


Für mich persönlich erschreckend ist der Gedanke, dass viele Menschen zu viel Zeit für völlig triviale Sachen verschwenden. Das Buch von Christian E. Elger und Friedhelm Schwarz Neuro Finance. Wie Vertrauen, Angst und Gier Entscheidungen treffen, erinnert, dass sich Menschen sehr viel um Muskeltraining und Diäten kümmern. Dabei überlassen sie das Denken und vor allem die Gestaltung des Denkprozessen sowie des Lernprozesses ganz allein dem Gehirn. Man trainiert also gezielt den Körper um eine Straffe Figur zu bekommen. Man ernährt sich bewusst und probiert Diäten aus, die zum größten Teil dem Aussehen dienen sollen. Geschweige schon von Thema „Bekleidung" wie viel Zeit man für die Auswahl, Anprobe sowie Kauf von Klamotten verschwendet. Allerdings eine der wichtigsten Funktionen : Denken und Lernen werden einfach im Hintergrund durchgeführt ohne analysiert zu werden. Wir überassen das Denken unserem Gehirn und hoffen, dass es diesen Prozess für uns selbst so gut meistert, dass wir mehr Zeit für Muskeltraining, Ernährungsstrategien und Einkäufe zur Verfügung haben. Das sieht mir eher nach einem Teufelskreis, als nach einer vernünftigen und durchdachten Lebensweise.


Die Antwort auf die Frage: Warum geht das Gehirn mit dem Thema Geld und Finanzen anders um, als mit anderen Dingen liegt in der Komplexität des Problems. Wir bilden Soziale Systeme, die aus Elementen (Menschen) bestehen und auf Kommunikation basieren. Jedes Element des Systems, verfügt über ein Gehirn. Das Gehirn wiederum ist ein äußerst komplexes Organ. Wenn man hier ein paar Zahlen aus dem Buch „NeuroFinance" vorlegen soll, würden sich die folgenden am besten eignen:
3.000.000 : über so viele Basenpaaren verfügt das menschliche Genom
30.000 - die 3 Millionen Basenpaare sind auf 30.000 Genen untergebracht.
1.500.000 die hälfte aller Basenpaare werden von Gehirn in Anspruch genommen und genutzt.
100 Milliarden - Zellen weißt ein Gehirn eines erwachsenen auf.
15.000 - so viele synaptischen Verbindungen kann JEDE der 100 Milliarden Gehirnzellen aufbauen.


Wie man sieht, ist die Komplexität des Gehirns kaum durchschaubar. Nun jede Entscheidung wird anhand von Wissen, Erfahrungen und Gelerntem getroffen. Daher ist auch jede Entscheidung Komplex. Wenn zwei Gehirne auf einander Treffen, haben wiederum die gleiche Komplexität wie oben beschrieben mal zwei!
Und wenn ein Soziales System aus Hunderten von Menschen besteht ist die Komplexität überwältigend.


Es gibt glaube ich kaum einen Sportler, der sein Training einfach seinem Körper, den Muskeln sowie der Lust und Laune überlassen hätte um in irgendeiner Sportdisziplin erfolgreich zu werden. Trotzdem machen wir uns keine Gedanken darüber wie das Gehirn nachdenkt, wie es lernt und die Entscheidungen (für uns) trifft. Dieses Blinde Vertrauen führt in dem Finanzsektor zu verheerenden Konsequenzen. Nicht ohne Grund trägt das Buch Neurofinace den Untertitel: Wie Vertrauen, Angst und Gier Entscheidungen treffen.


In dem Buch NeuroFinance versucht der Bonner Neurologe darauf aufmerksam zu machen, dass man die Erkenntnisse aus Neurowissenschaft in das ökonomische Leben implementieren soll. Ich werde auf jeden Fall das Buch gründlich durcharbeiten. Die Beispiele und Untersuchungen die in diesem Buch beschrieben sind, weisen einen hohen Praxisbezug auf. Bis jetzt im Studium hatte ich nur selten die Möglichkeit zu erleben, dass Theorie aus zwei verschiedenen Themengebieten (Neurowissenschaft und Ökonomie) so praxisnah verknüpft wird.


Das ist eigentlich schade, denn die Neurologie könnte man mit fast jedem Gebiet verbinden und Erkenntnisse daraus gewinnen. Denn die Vorgänge die in unseren Gehirnen ablaufen sind von zentraler Bedeutung - sowohl fürs Lernen sowie Entscheidungen treffen und zwar in jedem Themengebiet.

ISBN=3448093238
Titel=Neurofinance