Wettbewerbe für kreative Studenten, was bringen sie den Studis und was den Unternehmen?

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Karriere und Beruf

Bei Wettbewerben für Studenten aus den Kreativen Bereichen bereichern sich häufig die Unternehmen mehr als Studenten. Die Bilanz sieht mehr oder weniger so aus: Es steht ein Gewinner bei den Studenten, das Unternehmen verfügt wiederum über sämtliche Rechte aller Werke aller Teilnehmer. Das ist doch mal was.

Wettbewerbe für Studenten aus den kreativen Bereichen sind Deutschlandweit bekannt. Als Student hat man die Möglichkeit sich bei den zukünftigen Arbeitgebern von der besten Seite zu zeigen. Nun an meiner Universität wurden im vergangenem Semester auch zwei Wettbewerbe veranstaltet. Bei einem ging es um den Entwurf eines Logos und bei den anderen um neue Werbetexte sowie Buchumschlag-Texte.

Veranstaltet wurden diese Wettbewerbe von einer relativ großen Werbeagentur. Da ich selbst bisschen zeichne wollte ich auch mit machen. Habe mich für den Logo-Wettbewerb entschieden. Nun schon bei der Anmeldung ist mir folgendes aufgefallen: Ich hatte beim Mensaessen keinen Gesprächspartner also las ich das ganze Kleingedruckte - die Teilnahmebedingungen am Wettbewerb.

Kreative-Zeichnung-ohne-Wettbewerb.jpg

Es gab gute Sachen: man konnte nämlich 1000 Euro abräumen. Dabei wurde man auch Hochschulweit als Gewinner bekannt gegeben.
Beim genaueren hinschauen habe ich aber auch unverschämte Formulierungen gefunden. Jeder Teilnehmer erklärte ich bereit sämtliche Rechte an den eigenen Entwürfen abzutreten sobald er nur beim Wettbewerb teilgenommen hat. Das ist hab so wild. Angenommen ich hätte gewonnen dann wäre ich noch mit der Abgabe, bzw. dem Abtreten der Rechne einverstanden. Schließlich habe ich ja den Hauptgewinn abkassiert. Nun leider müsste JEDER, also auch die restlichen Studenten (die nenne ich an dieser Stelle einfach Verlierer) waren obligatorisch dazu gezwungen die Rechte abzutreten.


Mir persönlich ist die Lust an der Teilnahme vergangen. Nicht das ich dem unternehmen nichts gönnen würde. Schließlich bin ich selbst kein Künstler der seine Werke überschätzt. Mir stört einfach dass knapp 1000 Leute an dem kreativen Wettbewerb teilnehmen und alle, bis zu dem Letzten müssten ihre Arbeit einfach umsonst abgeben und dabei behalten sie selbst keine Rechte an den Werken. Das ist noch ein Witz.


Da Frage ich mich folgendes: Wieso macht das die Werbeagentur wohl? Um die Kreativität der Studenten zu fördern? Um die zukünftigen Arbeitnehmer von der besten und kreativen Seite kennenzulernen? Oder um sich selbst Hunderte von neuen Entwürfen und von Logos und Werbetexten für den Lau zu besorgen und dabei noch sich als Philanthrop zu präsentieren?


Ich habe während der Weihnachtspause etwas recherchiert, unter anderem für meine Seminararbeit, und bin auch äußerst interessanten Artikel bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gestoßen. Es stellt sich heraus, dass ein solcher Wettbewerb wie an meiner Hochschule keine Ausnahme war. Zwar lernen Studenten dabei auch für sich selbst und für den eigenen Beruf. Sie erweitern die eigenen Kompetenzen. Aber solcher Urheberrechte-Raub scheint verbreitet vor allem in den kreativen Bereichen.
In dem FAZ Artikel (habe gerade nachgeschaut - leider nicht frei im Netzt zugänglich, wen es interessiert kann in der Sonntagsausgabe von 01. Januar. 2011 nachschauen) beschreibt Christina Kyriasoglolu genau so ein vorgehen wie an meiner Hochschule. Mich wundert ein bisschen. dass die Universität das noch unterstützt. Denn der Wettbewerb wurde Universitäts-weit veranstaltet. Es ging offensichtlich darum möglichst viele interessierte Partizipanten zu gewinnen.


Da wird sogar die Allianz der Deutschen Designer zitiert mit folgenden Wörtern: „Die Unternehmen dürfen keine Rechner an Werken bekommen, die keinen Preis gewonnen haben". Das leuchtet ein oder?


Bei mir entsteht der Eindruck, dass die Studenten dabei als Verlierer, naja mit der Ausnahme eines Gewinners, hervorgehen. Das Unternehmen, bzw. die Werbeagentur ist der wahre Gewinner bei der ganzen Sache.
Aber das ist nicht nur mit Wettbewerben in Kreativen Bereichen so - wo man nur lernen darf. Das gleiche betrifft Praktikas ohne Vergütung oder Anstellungen als Werkstudent zum Hungerlohntarif. Alles nicht so toll, aber der Student darf dabei LERNEN! naja.


Was meint ihr? Gibt es an euren Universitäten oder Fachhochschulen auch solche Wettbewerbe wo man die eigene kreative Leistung verschenken darf?
Als Bild zu diesem Post füge ich etwas kreatives von mir: ein schönes Bild von Alicia Keys.