Wieso stecken in jedem Menschen viele Persönlichkeiten?

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Die Welt

Einige Autoren bezeichnen das Menschliche ICH als einen Orchester mit vielen Instrumenten. Die einzelnen Instrumente übernehmen dann die Rolle der einzelnen Persönlichkeiten, die in ein einheitliches ICH zusammengefügt werden können. Die Antworten auf die Fragen: aus wie vielen ICH's (oder aus wie vielen Persönlichkeiten) besteht jeder Mensch muss man an der Schnittstelle zwischen Psychologie, Philosophie und Neurologie.

Wenn man eine Antwort auf diese Frage sucht, sollte man vielleicht einen Ausflug in die Psychologie und Philosophie gleichzeitig wagen. Nach Richard David Precht zerfallen wir verschiedene Rollen. Do das ist ich alles, denn neben dem Zerfall in verschiedene Rollen, erleben wir uns selbst auch in der schieden Rollen. Wir haben also ein anderes Gefühl von dem wer wir sind. Das wäre sozusagen das Eine. Das Andere wäre dann, dass uns die Hirnforschung heute sagen kann, wie das was wir ICH nennen, in lauter verschiedenen Regionen erzeugt wird und nur das Zusammenspiel des Ganzen, für uns ein Ich-Gefühl ausmacht. Die verschiedenen Ich-Varianten kann man sich als einzelne Instrumente vorstellen, die in einem Orchester spielen. Aus diesem Zusammenspiel der einzelnen Instrumente, ergibt sich der „ich-Konzert" den wir als ein übergeordnetes ich bezeichnen können.

Ich's als Instrumente im Orchester

Manchmal kann es vorkommen, dass die einzelne Ich-Varianten (bzw. einzelne Instrumente) nicht mehr intakt sind oder nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren. Das kann man am Beispiel der klinischen Psychologie klar machen. Angenommen man hat eine Störung in der Körperlichen Wahrnehmung. Auf ein mal ist man nicht mehr in der Lage den eigenen Körper so wahrzunehmen, wie man es früher mal getan hat. Gleichzeitig aber weiß man genau wer man selbst ist und wie man heißt. Es kann aber auch umgekehrt sein - man weiß nicht mehr wie man heißt, trotzdem kann man normal in der Gesellschaft funktionieren, sich ernähren, existieren usw. An diesen Beispielen wird einem klar, dass jeder Person aus lauter Ich's besteht, die in einem Gesamtkonzert das ergeben, was wir unsere Identität nennen, also das zeitliche sich durchhalten als ein und der selbe.

Leider kann die Hirnforschung das ICH nicht lokalisieren, im Grunde genommen, wir das Ich in verschiedene Prozesse im Gehirn verlagert.

Mehrere Persönlichkeiten

Das ICH kann man auch mit der Dreifaltigkeitlehre der katholischen Kirche vergleichen. Die Dreifaltigkeit besagt, dass der Gott in Drei Teile zerlegt werden kann, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Trotzdem bilden die drei Teile eine Einheit - den Gott an sich.

Die Frage ist jetzt nur: wenn man das Ich im Gehirn als einen Konzert der verschiedenen Instrumente sieht, dann kommt sehr schnell einem die folgende Frage in den Sinn: Wer ist die komponierende Instanz. Wer ist dafür verantwortlich, dass die „Musik" gespielt wird?

Da aber unser Gehirn das komplizierteste Organ im Universum ist (weil so wenig erforscht) könnte man auch sagen, dass diesem wunderbaren Organ beides zugetraut wird. Er spielt gleichzeitig die Rolle einzelner Ich's - als einzelne Instrumente, und er tritt auch auf Komponist und als Dirigent und und und ... auf.

Moral, Ethik und die Persönlichkeit

Welchen Einfluss hat denn auf die Moral und auf die Ethik die Annahme, dass es kein singuläres Ich gibt, sondern dass jeder Mensch aus mehreren ich's und damit aus mehreren Persönlichkeiten besteht?
Vielleicht hat das gar keinen Einfluss darauf, vielleicht spielt das gar keine Rolle. Denn jeder Mensch wird sowieso zu Verantwortung für sein eigenes Tun gezogen. Ob er das bewusst oder unbewusst getan hat, wird an der Tat nichts ändern. Die These, dass die Menschen überhaupt keinen bewussten Willen haben können, weil jede Entscheidung im Gehirn schon im voraus gebildet wird und der Mensch nur noch ein Übermittler dieser Entscheidung fungiert, kann sich ehern nicht durchsetzen. Das kann daran liegen, dass die Neurowissenschaft noch eine recht junge Disziplin ist.
Die Hirnforschung ist Vergleichsweise eine sehr junge Wissenschaft. Wenn wir uns überlegen, dass man vor fünfzig Jahren im Bereich der Neurologie wußte, und wenn man das gegenüber dem heutigen Wissen stellt, können wir beeindruckt sein. Aber wenn man dieses vorhandene Wissen, dem gegenüber stellt, was noch zu wissen, zu entdecken ist, was wir mit dem Kernspintomographen der neuen Generation alles noch finden können, dann können wir nur sagen, das die Neurowissenschaft immer noch ganz elementar in den Kinderschuhen steckt.

Daher wird uns die Neurowissenschaft alleine noch lange nicht helfen zu begreifen, wer wir eigentlich sind, wie viele ich's stecken in jedem Gehirn und warum.