Corporate MOOC: Anforderungen an MOOCs im unternehmerischen Kontext

Veröffentlicht am: in der Kategorie: HCI

Im Kapitel 3.4 werden Corporate MOOCs vorgestellt, unter anderem Kurse von SAP und Telekom. Der Einsatz von interaktiven Kompetenzentwicklung-Werkzeugen freut sich in großen Konzernen immer größerer Beliebtheit. In kleinen Unternehmen ist der Einsatz nicht so verbreitet, allerdings lernen viele Mitarbeiter aus Eigeninteressen und Eigenmotivation mit MOOCs.

Massive offene Online-Kurse die in betrieblichen Rahmen veranstaltet werden, sind an Anforderungen geknüpft, die von der MOOC-Definition abweichen können. MOOCs in Unternehmen können nur dann „massive" sein, wenn dies die Unternehmensgröße zulässt. Im Jahr 2013 zählten 99,6% aller Unternehmen in Deutschland zu den KMUs (Kleine und mittlere Unternehmen) mit weniger als 499 Mitarbeitern. Für sie arbeiten 59,2% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (vgl. IfM Bonn 2013). Der Bereich KMU setzt sich zusammen aus: 2% mittlere Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeitern, 8,3 % kleine Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern, und 89,3 % kleinste Unternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern.

Somit bleibt nur internationalen Konzernen die Möglichkeit vorbehalten, ein massiv genutztes Online-Kurs anzubieten. Kleinere unternehmen können sich dieses Lerninstruments auch bedienen, es kann aber im Falle eines Betriebes mit 9 Mitarbeitern das Prädikat „massive" nicht erfüllt werden.

Die weitere Eigenschaft eines MOOCs - die Offenheit, kann innerhalb von Unternehmen nicht immer gewährleistet werden. Bei Corporate-MOOCs handelt es ich überwiegend um Unternehmensinternes Wissen, dessen Einbehalten innerhalb der Unternehmensgrenzen Wettbewerbsvorteile sichert. Daher ist die Anzahl der Corporate MOOCs im Vergleich zu MOOCs im universitären Kontext eher gering.

Die Eigenschaft „online" setzt voraus, dass die Kursmaterialien über das Internet oder zumindest über das Intranet bereitgestellt werden. Im diesem Fall, dass die Lerninhalte ausschließlich den Mitarbeitern zugänglich gemacht werden sollen, kann der Zugang über das Internet mit Hilfe von VPN Software ermöglicht werden. Damit kann das Merkmal „online" auch im restriktiven betrieblichen Kontext garantiert werden.

Im weiteren Verlauf des Kapitels werden zwei MOOCs vorgestellt werden, die alle Merkmale von massiven offenen Online-Kursen aufweisen und die im unternehmerischen Kontext konzipiert wurden.

SAP MOOCs (https://open.sap.com/)

Mehrere massive offene online Kurse werden von dem Unternehmen SAP unter dem Namen „openSAP" angeboten. Bei diesem Corporate-MOOC handelt es sich um eine Online-Lernplattform, die speziell für Mitarbeiter gedacht ist, die im SAP-Umfeld tätig sind. Es werden unterschiedliche Kurse angeboten unter anderem: „Implementation of SAP S/4HANA", „Text Analytics with SAP HANA Plattform", „Software Development on SAP HANA (Delta SPS 11)" (openSAP 2016 a).

Jeder Onlinekurs folgt einer ähnlichen Struktur. Das Wissen wird in Form von Videoeinheiten vermitteln. Jeder Lernende kann Selbsttests absolvieren, allerdings werden die Antworten nicht gespeichert und damit nicht durch einen Kursleiter korrigiert. Das Forum ermöglicht kollaboratives Lernen mit Anderen, die denselben Kurs besuchen. Für Teilnehmer die einen Leistungsnachweis erwerben möchten, steht eine Wochenaufgabe zur Verfügung. Zusätzlich zum Absolvieren der Wochenaufgaben sind die Teilnehmer verpflichtet eine Abschlussprüfung abzulegen. Erst wenn alle Wochenaufgaben und die Abschlussprüfung mit mindestens 50% der maximal erreichbaren Punktezahl abgeschlossen wurden, hat ein Teilnehmer einen Anspruch auf das Ausstellen eines Leistungsnachweises. Die Wochenaufgaben und die Abschlussprüfung besteht überwiegend aus Multiple-Choice Tests, die automatisch Ausgewertet werden können. Bei einigen Wochenaufgaben werden die Antworten von anderen Kursteilnehmern bewertet.

Es existieren zwei Arten von openSAP Kursen. Kurse zum Selbststudium, die nach belieben begonnen werden können und wo alle Materialien direkt zur Verfügung stehen, sowie „aktuelle Kurse", also Kurse die über eine feste zeitliche Struktur verfügen, was Einschreibung und Teilnahme angeht. Der Lernaufwand wird bei den meisten Kursen für 4 Arbeitsstunden respektive Lernstunden pro Woche beziffert. (openSAP 2016).

Das Unternehmen verfolgt mit der Plattform openSAP, die in einer Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut entwickelt wurde, ein dreigliedriges Ziel. Erstens richten sich die Angebote an aktuelle und zukünftige Kunden von SAP. Mit Hilfe dieses Kommunikationskanals können Bestandskunden ihr Fachwissen erweitern, um mit SAP-Produkten effizienter arbeiten zu können. Potenzielle Neukunden erhalten durch die Plattform einen Einblick in de SAP Welt und können sich selbst überzeugen, ob eine SAP Lösung für sie die Richtige ist. Zweitens, werden die Onlinekurse auch von Mitarbeitern von SAP aktiv genutzt. Somit steigt das Kompetenzniveau innerhalb des Unternehmens und Mitarbeiter unterschiedlicher Bereiche erlangen Kenntnisse darüber wie im Detail ein spezielles Produkt Kundenprobleme lösen kann. Diese Strategie ist wiederum für den Erwerb neuer Kunden wirksam. Drittens greift SAP mit dieser offenen Plattform den Trend auf, der von Unternehmen wie Khan Academy, Coursera, Udacity oder EdX gesetzt wurde, und pflegt das Image eines dynamischen, transparenten und auf die Entwicklung ausgerichteten Unternehmens, das Wissen dadurch vermehren möchte, indem es Wissen teilt. Dieser Aspekt zielt auf eine langfristige Imagepflege und Sicherung der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens in der Zukunft.

Telekom Magenta-MOOC

Das Unternehmen Telekom verfolgt mit dem Magenta-MOOC einen anderen Ansatz als SAP mit der openSAP Plattform. Der Magenta-MOOC richtet sich ausschließlich an die unternehmensinternen Mitarbeiter und ist von Außen nicht zugänglich. Unter dem Kurs-Motto „Share your entrepreneurial spirit" nahmen 700 Telekom-Mitarbeiter an dem Kurs teil, die ausgelöst wurden von insgesamt 3500 Teilnehmern, die sich registriert haben. Die Teilnehmer wurden in 124 Teams mit jeweils 4-5 Mitarbeitern aufgeteilt und haben vom 01. April 2014 bis zum 28. Juni 2014 sechs themenunterschiedliche Module bearbeitet. Besonders große Aufmerksamkeit wurde bei der Aufstellung der Teams der Heterogenität gewidmet. Die Gruppen wurden so zusammengesetzt, dass jeder der 4 bis 5 Mitglieder ein anderes Land, Position und Rolle im Unternehmen repräsentiert (vgl. Moussavian 2014, 16:00 Min.). Das Ziel des Magenta-MOOCs war es, die unternehmensinterne Innovation und kulturelle Veränderungen voranzutreiben, sowie den Mitarbeitern ihre Rolle als Entwickler und Gestalter von nutzerfreundlichen Produkten bewusst zu machen, um sie in dieser Hinsicht zu fördern. Die einzelnen Module waren wie folgt thematisiert: „1. Chalenges on transformation and leaderschip", „2. Focus on the user", „3. Keep your innovation simple", „4. Develop, Iterate, Improve", „5. Connect the dots systematically", und „6. Lead towards action" (Moussavian 2014 a).

Der Magenta-MOOC bestand überwiegend aus Video Inhalten, die zum Teil von der Telekom und zum Teil von dem Partner in diesem Projekt, der Leuphana Universität in Lüneburg, bereitgestellt wurden. Ergänzt werden die Videoinhalte durch ein moderiertes Forum und eine online-Bibliothek mit weiteren Materialien zum Nachschlagen.

Aufgrund der Verschlossenheit des MOOCs lassen sich nur begrenzte Schlüsse in Hinblick auf die Wirksamkeit des MOOCs ziehen. Die Sprecherin der Telekom kommentierte die Ergebnisse wie folgt: "Für den ersten Magenta MOOC zieht die Telekom ein positives Fazit.... ist die Frage offen, wie der organisationale Wandel, der im Rahmen des MOOC angeregt wurde, verstetigt werden kann." (Robes 2015).

Als Implikation für das Sifa-Portfolio kann aus dem SAP MOOC, dem Telekom Magenta-MOOC abgeleitet werden, dass es hilfreich wäre, ein Online-Workshop mit Bereichs-heterogenen Fachkräften für Arbeitssicherheit durchzuführen, in dem die Teilnehmer das innerhalb dieser Arbeit entworfene Weiterbildungskonzept erweitern und nach ihren Wünsche modellieren. Oder aber zumindest Vorschläge für Veränderungen äußern können. Eine solche Funktion kann mit Hilfe eines Feedback-Bereichts umgesetzt werden.

Post author

Autor: Krzysztof