Die besten Regeln, Guidelines für Home Office! Abgeguckt im Fußball und Straßenverkehr
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Für viele Menschen ist reguläre Arbeit im Büro vorteilhafter, für andere ist ein Home Office unumstritten besser. Wer von einem Bürojob in ein Home-Job wechselt soll lieber nicht zu viele Regeln schaffen. Je weniger Regeln desto besser. Je mehr Regeln desto schlimmer und problematischer. Keine Regeln bringen Vorteile nur in einem einzigen Fall. In welchem? Das verrate ich am Ende des Artikels.
Überall wo komplexe soziale Systeme zu beobachten sind, bedarf es Regeln um die Funktionalität des Systems aufrechtzuerhalten. Je komplexer die Systeme, desto unüberschaulicher die Guidelines.
Im Homeoffice gibt es zwar nicht mehr so viele soziale Verbindungen wie auf der Arbeit. Die soziale Dynamik ist wesentlich geringer. ABER es ist immer noch ein Soziales System - auch wenn ich alleine in meinem Arbeitszimmer sitze - bin und hoffentlich bleibe ich ein „Socius" - ein Gefährte von mir Selbst. Und auch dieses System kann recht komplex sein - weil jeder mensch ein komplexes Wesen ist.
Ich werde eine radikale These wagen und sie für richtig halten. (Ich glaube, dass jeder seine eigene Thesen immer für richtig hält, auch wenn diese falsch sind)
Als Analogien nehme ich zwei weitere komplexe Systeme, die Regeln bedürfen um zu funktionieren. Anhand von diesen Systemen wird es deutlich, dass:
- viele Regeln die Funktionsfähigkeit einschränken und die Anfälligkeit erhöhen,
- keine Regeln zum Kollaps führen
- möglichst wenige Regeln garantieren die Robustheit und gesunde Funktionalität
Optimalität wird hier nicht berücksichtigt. Denn das Optimum gibt es einfach nicht. Es gibt unzählige Optima (Bestzustände) bei denen sich aber sehr viele gegenseitig ausschließen und das System paralysieren.
Die beiden Systeme sind: Fußball und Straßenverkehr.
Regeln im Fußball
Beim Fußball gibt es sehr wenige funktionierende Regeln die über das Spielgeschehen wachen. Die wichtigsten davon lauten:
- spielen innerhalb eines abgegrenzten Feldes
- der Ball muss ins Gegentor
- alle Körperteile außer Hände dürfen eingesetzt werden
- kein Foulspiel - also Fairness bewahren
Bis auf wenige Maßnahmen wie Abseits oder Wechsel der Spieler und Torwartverhalten im Strafraum, sind das die Spielregeln, die beim jeden Fußballspiel eine unbegrenzte Vielfalt an Möglichkeiten bieten oder sogar garantieren. Ich glaube in der Fußballgeschichte gab es noch nicht und wird sicherlich niemals geben, dass zwei Spiele haargenau (sozusagen synchron) verlaufen sind. Das ist einfach unmöglich.
Fußballspiel ist meiner Meinung nach das Beste Paradebeispiel für die Anwendung von Regelwerken und deren Anpassung in Sozialen Systemen.
Regeln im Straßenverkehr
Das zweite Beispiel, dass ich nennen möchte, ist Straßenverkehr. Die Straßenverkehrsordnung StVO soll für die Sicherheit auf den Straßen sorgen. Leider beobachtet man immer wieder die Anfälligkeit dieses System. Die Anfälligkeit ist meiner Meinung nach auf die immer zunehmende Komplexität der Regeln der Strassenverkehrsordnung zurückzuführen. Mir ist klar, dass die Änderungen und Ergänzungen das Geschehen auf den Strassen mit dem technologischen Fortschritt in Einklang bringen muss. ABER:
Trotzdem denke ich, dass wenn wir weniger Regeln hätten, wäre das System Robuster, Resiliententer und besser für Menschen. Es käme nämlich zu erheblich weniger Unfällen mit Todesfolge wie jetzt. Die Vorteile würden natürlich auf Kosten gewisser Nachteile übergreifen. Dafür aber hätten viele Menschen immer noch gelebt und ziemlich viele andere hätten ihre Pakete und Päckchen etwas später bekommen.
Wenn man sich nämlich an Fußballregeln orientiert, kann man auch einige wenige Kernregeln für die Verkehrsordnung festlegen (manche sind schon im Gebrauch). Mit diesen wenigen Regen würden wir ziemlich besser „fahren" können als wir das jetzt tun.
Die Regeln könnten wie folgt lauten:
- das Wohl der anderen Teilnehmer berücksichtigen (Fairness)
- maximale Geschwindigkeit nicht überschreiten,
- immer Rechts vor Links
- volle Verantwortung für eigene Taten übernehmen
Natürlich kann man sich fragen: wie kann man denn die Fußballregeln auf Strassenverkehr übertragen? Der aufmerksame Leser wird jedoch merken, dass nicht die Regeln selbst, sondern lediglich die Methode der Regelbildung und das Regelmuster übertragen wird. Also das, was Gutes bewirkt, wird hier in ein anderes, schwächeres und anfälligeres System implementiert.
Regeln und Guidelines fürs Homeoffice - glückliches Arbeiten von zu Hause aus
Was haben jetzt Fußball, Strassenverkehrsordnung und Homeoffice gemeinsam?
Die Antwort lautet: die Regeln.
Menschen, die einen regulären Job in einen Home-Office Job tauschen wollen, sich sich zu Beginn der Folgen nicht wirklich bewusst. Eine reguläre Arbeitsstelle verfügt über bestimmte Regeln direkt vom ersten Tag an. Es ist vollkommen natürlich, dass diese Regeln nicht hinterfragt werden. Jeder Mitarbeiter der an seinem ersten Arbeitstag im Büro erscheint, passt sich automatisch an die herrschenden Regeln und befolgt diese. Schließlich will er auch arbeiten und nicht zu Hause bleiben.
Irgendwann nach einigen Jahren wechselt man in das eigene Home Office. Und zwar mit einem großen Wunsch nach Regelfreiheit. Und das ist genau der Fehler. Es ist wie im Fußball, wenn wir die wenigen aber essenziellen Regeln abschafften, wird es auch ein Spiel geben, aber kein Fußball mehr. Wenn man sehr viele und detaillierte Regeln und Guidelines schafft, beginnt man genau das Selbe wovon man früher weggelaufen ist - im regulären Job. Der Schlüssel zum zufriedenstellenden und produktiven Arbeiten von einem Home Office aus ist also ein Kodex mit wenigen Regeln, die auf keinem Fall missachtet werden dürfen.
Anhand von diesen Beispielen lässt sich erkennen, dass auch vollkommen fremde Fachgebiete eine solide Informationsquelle sein können. Fußball und Strassenverkehr sind nicht die einzigen Fälle, die die positive Wirkung von wenigen Regeln zum Vorschein bringen. Tierschwärme agieren auch anhand von wenigen Regeln. Auch die sogenannte Schwarmintelligenz folgt sehr wenigen, recht simplen Regeln. Man kann beobachten, dass umso komplizierter und verflochtener die Systeme, desto weniger Regeln bedarf es, um die Robustheit des Systems zu gewährleisten. Paradoxerweise - je mehr Regeln geschaffen werden, desto anfälliger und fehlerhafter die Systeme.
Home Office - arbeiten von zu Hause aus auch ohne Regeln und Guidelines möglich?
Wie oben geschildert, sind wenige Regeln sehr gut, sehr viele Regeln schlechter. Gar keine Regeln überhaupt nicht gut. Wenn man aber das Leben beobachtet, kann man trotzdem eigne wenige Ausnahmen feststellen, wo keine Regeln auch positive Auswirkungen haben können. Das gilt sogar für Arbeit von zu Hause aus.
Man braucht nämlich keine Regeln, wenn man selbst von der Tätigkeit oder dem Thema mit dem man sich beschäftigt, dermaßen begeistert ist, dass man sich selbst in der Arbeit verliert. Die Schlüsselrolle dabei spielen solche Eigenschaften wie Begeisterung und Leidenschaft. Denn sobald wir merken, dass uns alleine die Tätigkeit dermaßen viel Vergnügen liefert, dass wir die Welt vergessen, dann gibt es für uns keine Grenzen, keinen Tag und Nacht, keine Öffnungszeiten, keinen Urlaub, keine Ferien. Man versinkt vollkommen in der Tätigkeit die man ausübt. So etwas beobachtet man sehr häufig bei kleinen Kindern wenn sie die Welt erleben und erlernen, bei größeren Kindern wenn sie spielen und bei recht wenigen Erwachsenen, die „ihr Element" entdeckt haben.