Marissa Mayer: Google Mitarbeiterin Nummer 20 wird Yahoo Chefin Nummer 1
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Nach 13 Jahren bei Google wechselt Marissa Mayer zu Yahoo. Dort wird sie den SEO Posten übernehmen. Sie könnte bei dem Internetkonzern endlich für eine klare Kompetenz-Linie sorgen. Yahoo ist bis jetzt auf vielen Feldern tätig, aber auf keinem könnte das Unternehmen eine Kernkompetenz ausbilden.
Marissa Mayer übernahm am 17 Juli 2012 die Chefetage von Yahoo, nachdem sie knapp 12 Jahre für Google gearbeitet hat. Bei Google war sie für verschiedene Produkte verantwortlich, unter anderem für das am meisten lukrative Produkt: die Suche und für das meist fantasiereiche: die Google Doodles
Abgesehen davon, dass Marissa Mayer unglaublich häufig die Rollen beim ehemaligen Arbeitgeber gewechselt hat, war sie eine der wenigen Personen die für Google am häufigsten publik aufgetreten ist. Sogar die Journalisten aus der IT-Branche kannten namentlich nur Handvoll Google Mitarbeiter. Darunter waren die beiden Gründer: Lary Page und Sergey Brin, der damalige CEO Erick Schmidt und die Larissa Mayer.
Marissa Mayer ersetzt bei Yahoo auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden, den bisherigen CEO Ross Levinsohn, der eine zeitlang für Chef der globalen Medien bei Yahoo war. Levinsohns Fokus lag vermehrt auf den Inhalten und dem Werbegeschäft von Yahoo. Marissa Mayer ist viel mehr eine Produktmanagerin. Die Strategie die Yahoo seit Jahren gefahren ist, nämlich die besten Inhalte zu verschiedenen Themen anzubieten, war nicht sehr erfolgreich. Seit dem Beitritt von Google und Bing auf dem Suchmaschinenmarkt, verzeichnet Yahoo einen kontinuierlichen Rückgang der Geschäftszahlen inkl. Gewinns.
Die Wahl einer herausragenden Produktmanagerin als CEO von Yahoo deutet darauf hin, dass der Fokus des Unternehmens nicht mehr auf dem Content und der Werbung gesetzt wird, sondern dass es mehr unterschiedliche Produktgruppen bei Yahoo geben soll.
Mit dieser Entscheidung wird eine völlig andere Strategie eingegangen, die der Konkurrent von Yahoo - AOL eingeschlagen hat. AOL hat mit dem Kauft von Huffington Post klar gezeigt, dass es sich auf das Publizieren von Inhalten konzentrieren will, anstatt auf andere Geschäftsmodelle zu setzen. Das könnte dem Yahoo Konzern tatsächlich helfen sich etwas genauer zu profilieren. Denn seit Jahren könnte man keine klare Linie in diesem strikte Internet-orientiertem Portal beobachten.
Was bewirkt der Einstieg Mayers bei Yahoo?
Alleine schon die Gerüchte, dass die ehemalige Google Ingenieurin zu Yahoo wechseln soll, haben die Aktien des Internetkonzerns um 2,3 % ansteigen lassen. Ehemaliger Chef-Designer von Yahoo Kevin Fox sagte sogar in seinem Blog: „Sie ist genau das, was Yahoo braucht".
Wieso hat sie überhaupt gewechselt.
Mache Journalisten haben berechtig die Frage gestellt: wenn Marissa Mayer so gut war und in der IT-Branche als ein großes Talent anerkannt war, warum hat sie sich entschieden Google zu verlassen?
Mayer fand nach dem Master Abschluss an der Universität Standford den Einstieg bei Google als Angestellter Nummer 20. 1999 schloss sie das Studium der Informatik ab und begann zu arbeiten mit der damals noch unbekannten Suchmaschine. Von Anfang an war sie eine herausragende Figur im Unternehmen. Im Buch über die Anfänge von Google beschrieb Douglas Edwards, Angestellter Nummer 59, Frau Mayer als sehr intelligente, herausragende aber etwas schwierige im Umgang Arbeitskollegin. Ein anderer Arbeitskollege von Mayer, Doug Bowman, der für das Design bei Google zuständig war, bemängelte Mayers Affinität in Bezug auf Daten, was wiederum zum Vernachlässigen der ästhetischen Design Aspekte führte. Manche Angestellte meinen sogar, dass Mayer allgemein-gehasst war, von allen Mitarbeitern, aller Abteilungen.
Karriere bei Google und bei Yahoo
Die Verdienste von Mayer in Bereichen Produktmanagement und Technologie stehen außer Frage. Sie waren auch der Hauptgrund für ihre Wahl durch den Vorstand von Yahoo. Der Konzern könnte über mehrere Jahre keinen geeigneten Chief Executive Officer finden, denn die letzen Anwärter dieser Position konnten sich nicht besonders lange auf dem Stuhl halten. Fred Amoroso von Yahoo teilte in der Pressemitteilung mit, dass die Mayer nicht nur die richtige Person für Yahoo sei, sondern, dass sie auch eine großartige Möglichkeit im jetzigen Zeitpunkt darstellt.Über die Jahre hinweg wechselte auch Google seine Strategie. In der Marissa Mayer Ära waren viele Produkte nach dem Prinzip „Launch products fast and hard" gestartet. Unausgereifte und Bug-reiche Services wurden dann angeboten. Die Benutzer müssten dann die Fehlermelden oder auf sie aufmerksam machen.
Jetzt, nach dem Marissa Mayer nicht mehr im Unternehmen arbeitet, wird tatsächlich viel mehr Wert auf ästhetisches Design und vollständige Funktionalität der neuen Produkte gelegt. Außerdem werden nicht mehr so viele neue Produkte testweise freigeschaltet. Die Strategie von Google scheint von einer divergierenden in einer konvertierende, spezialisiert auf wenige aber sehr erfolgreiche Produkte wie Google Suche und Google+.
Die genauere Analyse der Produkte die in den Zeiten von Mayer bei Google geschaltet waren, sowie der Positionen, die Mayer inne hatte, hilft bei der Beantwortung der Frage: Warum hat Marissa Mayer überhaupt von Google zu Yahoo gewechselt.
Während ihrer Karriere bei Google ist sie in den Unternehmensstrukturen kaum aufgestiegen. Sie war knapp ein Jahr lang im so genannten L-Team. Das L-Team steht für Larrys Team und zeichnet Gruppe von besten Google Mitarbeitern aus dem gesamten Unternehmen. Es stellte sich heraus, dass die von Marissa Mayer eingeleitete Projekte immer wieder an Relevanz verlören. Dies war für sie ein klares Zeichen, dass sie bei Google niemals auf die Stelle des Chief Executive Officers befördert werden könnte.
Vermutlich deshalb begründete Mayer ihren Wechsel im Interview mit „the Times" mit den Worten: „das war logischerweise eine einfache Entscheidung".
Yahoo und dessen IT-Kompetenz bis jetzt
Die ehemalige Chefin von Yahoo Carol Bartz hat eine Reihe von recht unspektakulären Produkten ins Leben gerufen. Teilweise deshalb wurde sie auch entlassen. Darüber habe ich vor einigen Monaten geschrieben:Mittlerweile wurde der experimenteller Sandkasten für Neuprodukte bei Google deaktiviert. Neue, unbekannte Produkte werden nicht mehr in so großen Maßen wie früher getestet. Um so weniger wird neues gestartet. Der Fokus liegt jetzt eher auf dem Etablieren von der hervorragend funktionierenden Suche und Google+. Die Zeit zeigt, welche Erneuerungen die frisch gewählte Yahoo Chefin ins Leben rufen wird.
Momentan wird Yahoo von ca. 700 Millionen Besuchern genutzt. Der Email-Service der von Yahoo angeboten wird, ist in den USA einer der populärsten.