Womit (Programm, Applikation) schreibe ich ein Buch im Internetzeitalter?

Textverarbeitungsprogramme gibt es da draußen eine Menge. Wer aber ein Buch verfassen möchte, wird feststellen, dass die Auswahl nicht wirklich zufriedenstellend ist. Die Anforderungen an: eben einen Text zu schreiben oder eine Hausarbeit, Referat o der Abschlussarbeit zu verfassen, sind nämlich ganz andere als die Anforderungen an eine Schriftsteller Software. Ein langer Roman oder Essay verlangen von Autoren gewisse Fähigkeiten. Die Verarbeitung von großen Mengen an Text scheint nicht die Kernkompetenz aller gängiger Textprozessoren zu sein.

Aus diesem Grund ist der erste Gedanke eines Autors, der seine Ideen aufs Papier bringen will, nicht was genau schreibe ich in meinem Buch, sondern - womit schreibe ich das Buch. Die Zeiten haben sich geändert, kaum ein Schriftsteller verfasst seine Werke noch mit Schreibmaschinen. Die Werkzeuge ändern sich mit der Zeit. Die meisten Autoren heutiger Zeit stehen vor der Wahl der richtigen Werkzeuge.

Schreiben kann man an und in fast allem. Wer unbedingt seine Gedanken zu Papier bringen will, schafft es auch mit Buntstiften auf Servietten. In Falle eines Rechners - wäre sogar Wordpad (Windows) oder Textedit (Mac) möglich. Eine gute Lösung für einen Schriftsteller ist keine davon.
Schreiben ist ein Handwerk - und wie in jedem Handwerk sollen die Werkzeuge die Arbeit einerseits ermöglichen und andererseits erleichtern - nicht aber erschweren. Daher ist die Wahl der geeigneten Werkzeuge von großer Bedeutung. Und zwar nicht nur um das grobe Gerüst des Werkes zu erschaffen, sondern aller seine Teile schlüssig und auch flüssig bearbeiten zu können.

Bei der Auswahl der Textverarbeitung-Programme empfiehlt sich nicht nur die Anfertigung des ersten Entwurfs zu berücksichtigen. Notizen, Recherche, Verlinkungen und Quell- sowie Querverweise wollen in dem Erstellungsprozess auch berücksichtigt werden. Es lohnt sich auch darüber nachzudenken - was mit dem fertigen Buch passiert oder passieren soll.

Im Falle einer klassischen Publikation, wird das Wert weiter bearbeitet, korrigiert, korrekturgelesen, verbessert und dann endlich fertiggestellt. Die Schreibwerkzeuge sollte man also den eigenen Bedürfnissen anpassen und gleichzeitig den weiteren Bearbeitungsprozess berücksichtigen.

Da jeder etwas anderes mag und jeder etwas anderes braucht, teile ich die Schreib-Werkzeuge auf verschiedene Typen auf. Eine endgültige Empfehlung für ein einiges Programm wird nicht möglich sein, da es zu viele unterschiedliche Verfasser- oder Schriftsteller-Typen gibt. Die Güte des Programms hängt im großen Maße von der Bestimmung und dem Ziel des Verfassers. Um ehrlich zu sein - Text schreiben kann man auf einem Computer in egal welchem Programm. Ich kann hier nur meine langjährige Erfahrungen mit verschiedenen Tools schildern, und hoffen - ihr macht nicht die gleichen Fehler noch mal.

Ein fortgeschrittener Textprozessor oder Textverarbeitungsprogramm

Wir beginnen mit offensichtlichen Tools des Schriftsteller-Puzzels: Ein Textprozessor oder Word processor (wie das die Amerikaner und Briten sagen) ist ein unentbehrliches Teil des Schriftsteller-Puzzels. Zum Teil liegt das daran, dass viele Computer mit dem Office Paket und damit mit dem MS Word ausgeliefert werden. MS Word ist nicht immer hilfreich für den Verfasser von langen Texten. Usability technisch lässt die Software zu wünschen übrig (und das eine Menge). Man muss andererseits zugeben, dass die meisten Hausarbeiten, Referate, Abschlussarbeiten, Bachelor- und Masterthesis, sogar Dissertationen - entstehen in MS Word. Dieses Tool hat weniger den kreativen Vorgang im Fokus, es erledigt den Job eben! Und dafür ist es auch gut.

Jeder der ein Buch verfassen will, braucht einen fortgeschrittenen Textverarbeitungsprogramm der ihm hilft die Redaktionsarbeit zu erledigen. Und wie ich es schon erwähnt habe: die breite Publikations-Welt arbeitet mit dem Word. Mit diesem Werkzeug entstehen die ersten Entwürfe, Korrekturen werden eingetragen und der Veränderungsprozess des Werkes wird mitverfolgt.
Wer kein MS Office auf seinem Rechner vorinstalliert bekommen hat, und kein Geld für Office 365 ausgeben möchte (für Studenten kostet der Spaß nur 79 €), der kann immer noch auf kostenlose Alternativen zugreifen: Open Office und Liber Office stehen zur Verfügung.
Autoren die auf kostenlose open Source Software setzen müssen zwangsläufig im .rtf Format arbeiten (Rich Text Format) weil das Speichern des Dokuments im .docx Format nicht immer das Selbe im Word ausliefert, wie im Oben Office. Die Formatierungen geraten da durcheinander und man bekommt ein verschachteltes Dokument zu sehen.

Die Mac Fanboys (and Girls) können ohne Bedenken längere Texte im iWork und genauer gesagt: Pages Editor verfassen. Dieses Programm verfügt über alle wichtigste Funktionen zum Verfassen von Texten und wirkt dazu aufgeräumt und stimmig.

Wir leben im Zeitalter von Cloud-Diensten - es steht also nichts im Wege solche Werkzeuge auszuprobieren wie: Word und Pages im Browse. Das Dokument wird in der Cloud gespeichert.

Eine Kleinigkeit sollte auch noch beachtet werden: brauche ich eine kommerzielle Version von MS Office? Immerhin schreibe ich um mein Werk zu vermarkten. Dieser Punkt darf auch nicht außer Acht gelassen werden.
Sobald ich das verstanden habe, braucht ein Schriftsteller oder Autor keine kommerzielle Office Version - die braucht der Verleger. Das bedeutet automatisch: wenn ich Verleger des eigenen Buches bin, dann bin ich verpflichtet die kommerzielle Office Version zu nutzen. Lasse ich mein Buch von einem Dritten verlegen - dann bin ich das nicht.

Open Source Programme: Open Office und Libre Office können ohne Einschränkungen kommerziell genutzt werden.

Redaktionelle Software nach dem Motto: einfach los schreiben

Word und verwandte Textverarbeitungsprogramme können einen Autor, der einfach nur ein Buch verfassen möchte, mit Formatierung-Optionen erschlagen. Das Schlimmste ist, dass es nicht möglich ist im Word ein simples Fenster NUR mit dem Text anzuzeigen. Ein permanenter Begleiter des Schriftstellers ist im Word die obere Formatierungsleiste, die gefühlte 1,5 Milliarden Optionen bietet - Text darzustellen.

Das hat auch viele Autoren gestört und es sind mit der Zeit zahlreiche ablenkungsfreie Texteditoren entstanden. Sie funktionieren nach der Prämisse: „Lenk nicht nicht vom Schreibprozess ab!". Und ich muss zugestehen, dass es einige Programme gibt (wie beispielsweise den iAWriter und iAWriter Pro für Mac oder den OmmWriter Daña 2) des tatsächlich helfen den Fokus auf das Schreiben und die Ideen zu legen, anstatt sich mit den Farben der Schrift zu beschäftigen. Diese Programme werden auch Distraction free - also Ablenkungsfrei bezeichnet und sie verdienen diesen Namen! Die Formatierungsfunktionen sind hier bis auf das nötigste Minimum reduziert. Auch der Focus Writer zählt zu dieser Kategorie.

OmmWriter Daña 2 ermöglicht sogar eine musikalische Ambiente während des Schreibens - das muss man als Autor ausprobiert haben. Den iAWriterPro schätze ich wiederum dafür, dass es mit nur einem Klick den dunklen „Night-Mode" aktiviert, was für meine Augen schonend ist.

Es gibt auch noch das Tagebuch Programm Day One mit wunderschönem Interface - aber leider bis heute immer noch ohne den Dark-Mode. (An dieser Stelle ein Appel an alle Coder und Programmiere unter den Schriftstellern - bitte fragt bei E-Mail bei den Machern von Day One, ob und wann sie beabsichtigen den Dark Mode für Day One in einem Update herauszubringen? Ich warte schon sehnsüchtig darauf - leider kommt nichts. Wir müssen und da glaube ich vereinen und gemeinsam eine Massenanfrage starten - dann kommt entlich Dark Mode für Day One. :)

Programme für Notizen

Ein unabdingbares Werkzeug eines jeden Schriftstellers ist ein Notizbuch - oder Notiz-Werkzeug - wenn wir schon über Software Programme berichten. Ein Notiz-Tool ermöglich schnell einige Gedanken festzuhalten, Struktur zu planen oder einfach mal das wichtigste festzuhalten. Autoren wie Stephen King meinen: „ein Notizbuch ist das beste Werkzeug um schlechte Ideen festzuhalten". Trotzdem macht es in vielen Fällen Sinn, sich Notizen zu machen.

Natürlich kann man ein herkömmliches Notizblock verwenden. Eine solche Lösung hat auch kaum zu überbietende Vorteile: wie:
- man vergisst die eigene Handschrift nicht,
- oder der Akku hält ewig.

Aber weil wir ja Digital-Natives und mit der Technologie aufgewachsen sind, sucht man eine Notiz-Alternative in der digitalen Welt. An dieser Stelle kann ich nur sagen, dass nach vielem Installieren, Ausprobieren und Deinstallieren diverser Programme nur zwei empfehlenswerte Kandidaten gibt: OneNote und Evernote.
Der größte Vorteil von Evernote und Nonette ist: die SYNC Funktion - alle Notizen werden sofort (vorausgesetzt ist eine Internetverbindung) synchronisiert. Egal auf welches Gerät man umsteigen möchte - es ist immer die aktuellste Version des Textes oder des Buches parat und man kann sofort loslegen und schreiben.

Vollständige Autoren bzw. Schriftsteller Studios (Programme)

Wer mit den bisherigen Empfehlungen unzufrieden ist - dem empfehle ich ein vollständiges Schriftsteller Studio - oder wie ich es vereinfacht nenne: einen Mähdrescher - eine All-in-one Lösung für Schriftsteller die ein Buch, inklusive aller Notizen, Kommentare, Entwürfe, Skizzen, Strukturen und Formatierungen in einem Programm vereinen. Diese Programme sind komplex und sie sind tatsächlich dafür ausgelegt - ein komplettes Buch zu verfassen - egal wie lange es sein soll. Mit einem solchen Spezial-Tool kann man ein Buch verfassen, das auch mehreren tausend Seiten besteht.

Die Autoren Werkzeuge die ich an dieser Stelle meine, bieten Vorteile vor allem dann, wenn es um verfassen von sehr vielen kurzen Teilen und Ausschnitten geht, die später zu einer Einheit zusammen gefügt werden sollen.
Zwei Programm, das sich ist der Schriftstellerwelt etabliert hatten, sind Scrivener und Ulysses.

Die Nutzer, die auf Windows arbeiten und keine Lust haben Geld für Schriftsteller Programme auszugeben, können zum yWriter greifen. Noch empfehlenswerter und auch kostenlos ist ein Textverarbeitungsprogramm namens: CeltX.
CeltX ist zwar speziell für die Bedürfnisse von Drehbuchautoren und Filmemachern, aber ein Drehbuch ist immer och ein Buch - also auch ein Schriftsteller wird sich damit einfreunden können.

Cloud Lösungen für Buchautoren


Für viele Schriftsteller gibt es nur eine Alternative was die Text Werkzeuge angeht - und zwar Programme, die über Cloud synchronisiert werden. Ich meine an dieser Stelle vor allem die Autoren, die an mehreren Geräten (Laptops und Desktops) arbeiten und ständig hin und her wechseln.

Innerhalb der Cloud Domäne entwickeln sich Programme wie Word, Pages und Google Docs zu Vorreitern auf diesem Gebiet. Pages von Apple wird über die iCloud synchronisiert - es ist also eine Lösung für Mac Anwender. Word bietet mit Office Online eine Windows Variante. Unter Zuhilfenahme von OneDrive können dann die Windows Anwender sämtliche Dateien synchronisieren. Es gibt sogar eine Lösung - Office Mobile, die hilft mit Verbindung mit OneDrive, Textverarbeitung unterwegs zu betreiben.

Wie publiziere ich mein eigenes Buch?


Wenn ein Schriftsteller sein Werk vollendet hat, will er es nur in Ausnahmefällen nur für sich behalten. Das Buch muss an die Öffentlichkeit - an die Masse, es muss also publiziert werden. Womöglich möchte man das neu geschriebene Buch als E-Book herausgeben und direkt in digitaler Version den Lesern zur Verfügung zu stellen. An dieser Stelle gibt es für Autoren keinerlei Hürden. Apples Pages bietet sogar direkt eine Exportfunktion als ePub an. Mit Hilfe von Sigil und Calibre können wir dann das E-Book entsprechend formatieren und dem Werk den letzten Schliff zu geben.

Beim Autoren-Programm Screvener gibt es die Möglichkeit „Compile" - damit lässt sich ein fertiges Buch in ein elektronisches Buch exportieren. Dieses Programm liefert fast professionelle Ergebnisse - kaum zu glauben, dass man sowas heutzutage einfach zu Hause machen kann.

Das einzige wo man auf professionelle Hilfe angewiesen ist - scheint der Bereich Grafik zu sein. Denn jedes Buch braucht einen Cover - Einen Umschlag, damit es ansprechend aussieht. Ein Cover bewegt die zukünftigen Leser dazu für das Buch Geld zu bezahlen oder aber es sein zu lassen - nicht der Inhalt. Schließlich kennt der potenzielle Leser den Inhalt des Buches nicht, er sieht nur das Cover. Aus Erfahrung weiß ich, dass nur wenige Schriftsteller gleichzeitig professionelle Grafiker sind. Das liegt daran, dass sowohl der Bereich Grafik, als auch der Bereich Textproduktion sehr zeitraubend ist. Es ist daher sehr schwer die beiden Domänen professionell zu beherrschen. Für die Autoren, die trotzdem ihr Cover selbst gestallten möchten empfiehlt sich Gimp oder natürlich Photoshop oder InDesign.


Mit welcher Tastatur verfasse ich mein Buch?


Tippen kann man auf fast allem - aber während des Schreibprozesses sollte uns so etwas wie eine Tastatur am wenigsten hindern. Schließlich handelt es sich um einen kreativen Prozess und Kreativität erfordert Energie. Diese für eine lausige Tastatur zu verschwenden währe unklug. Ein Schriftsteller verfasst abertausende Worte in einem Buch. Dafür braucht er auch eine professionelle Tastatur.
Als ich noch auf Windows Rechnern gearbeitet hatte, konnte ich einer Apple Tastatur nicht widerstehen. Das Modell hieß damals „Krümmelschublade" und sah auch entsprechend aus. Es hat sich einiges in dieser Angelegenheit getan und mittlerweile beherrschen den Markt Tastaturen mit sehr tiefen Tasten. Für mich bleiben weiterhin die Apple Tastaturen unschlagbar. Die, die in MacBooks eingebaut sind, sind ok. Die externen sind noch besser, vor allem wenn man an einem Abend mehrere tausend Wörter verfassen möchte.

Fazit: Auswahl der Werkzeuge die einen beim Schreiben unterstützen sollen bleibt weiterhin eine individuelle Angelegenheit. Das wichtigste ist, dass uns die Werkzeuge beim Schreiben nicht hindern - dann sind sie schon hilfreich genug. Denn das Wichtigste ist und soll auch weiterhin bleiben: das Schreiben!

Bildquelle: Ulysses Video