Wir modernen Menschen sind schon manchmal bemitleidenswerte Kreaturen. Unser Arbeitsleben gilt zunehmend als Hochleistungsveranstaltung, bei der Konkurrenz die Performance antreibt, Mobbing kein Fremdwort ist und das Burn-Out-Symdrom neuerdings als Modekrankheit den gesellschaftlichen Kollateralschaden markiert. Wer keine Arbeit hat gilt mindestens als gefährdet, wahrscheinlich als geächtet; wer welche sucht, sieht sich mitunter mit hochprekären Arbeitsbedingungen konfrontiert und wer schließlich einen gesicherten Arbeitsplatz sein eigen nennt, tut gut daran, seine Kräfte so einzuteilen, dass auch im Privatleben noch genügend Power vorhanden ist, um mit dem gewählten Lebensstil den vermeidlichen sozialen Status zu demonstrieren und, ganz nebenbei, auch noch die Probleme des Alltags souverän zu bewältigen.
Sind moderne Gesellschaften, bei allem Erfolg, den sie uns versprechen, vielleicht doch die »ärgerliche Tatsache« von der Ralf Dahrendorf sprach? Ist Gesellschaft ein anderes Wort für Steine, die uns im Weg liegen, oder für Hindernisse, an denen wir uns (mitunter bis zur Erschöpfung) abarbeiten? Dreht man den Spies um und fragt nach Koordinaten einer »guten Gesellschaft« hat man damit zwar einen Titel in der Hand, der in seiner Bedeutung stark, bei dem aber diese Bedeutung wiederum schwierig zu begründen ist. Was soll das sein, »das Gute«, durch das sich Gesellschaft auszeichne? Es gibt eine Reihe sozialwissenschaftlicher Diskussionen, die sich mit solchen Fragen auseinandersetzen und genau um solche Diskussionen wird es im diesem Seminar gehen. Die leitende Frage ist deshalb: Welche Bausteine gibt es, die man heranziehen könnte, um eine »gute Gesellschaft« zu errichten? Mit solchen Debatten, mit den Möglichkeiten und Grenzen soziologischer Erörterungen, wird sich in diesem Seminar beschäftigt. Wer daran interessiert ist, ist hierzu herzlich eingeladen.
FB 05 Gesellschaftswissenschaften Uni Kassel WiSe 2013/14 Soziologie HF Damitz Ralf
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