Erwerb Diagnostik und Förderung der Erzählfähigkeit im Förderschwerpunkt Lernen

Erzählen ist eine große Kunst, die nicht jeder gleich gut beherrscht, die man aber lernen kann. (Fuhs 2004, 36) Wenn man Lehrpersonen und Eltern nach den wesentlichen Aufgaben der Schule während der ersten Schuljahre befragt, wird hauptsächlich das Erlernen schriftsprachlicher und mathematischer Fähigkeiten genannt. Die Auffassung, dass der Erwerb schriftsprachlicher Kompetenzen in der Schule wichtiger sei als der Ausbau mündlicher Fähigkeiten ist vor allem in der weit verbreiteten Annahme begründet, dass sich das Sprechen und Verstehen im Gegensatz zum Schreiben und Lesen spontan vom Kind aus entwickele und daher keiner spezifischen unterrichtlichen Förderung bedarf.

Folglich wird auch dem Erzählerwerb ein natürlicher Ablauf unterstellt, der von Lehrerinnen und Lehrern didaktisch ausgeblendet werden könne. Entgegen dieser alltagswissenschaftlichen Einschätzung der Entwicklung mündlicher Sprachkompetenz sprechen die Ergebnisse mehrerer Studien im deutschsprachigen Raum für die Notwendigkeit der Förderung der Mündlichkeit im Unterricht. Insbesondere die Erzählfähigkeit als anspruchsvolle verbale Tätigkeit, die im Gegensatz zum Sprachgebrauch im engeren Sinne mit dem Eintritt in die Schule noch nicht als beendet gilt, sollte im Unterricht gefördert werden. In diesem Seminar werden der Erwerb, die Diagnostik und die Förderung der Erzählfähigkeit von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Lernen thematisiert. Hierfür werden empirische Ergebnisse bezüglich der sprachlichen und speziell narrativen Kompetenzen von Kindern mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf gegenübergestellt. Ausgehend davon werden didaktische Konsequenzen für einen erzählfördernden Unterricht gezogen.

Technische Universität Dortmund SoSe 2012