Lektürekurs Literaturtheorie Raymond Williams

Raymond Williams (1921-1988) zählt unbestreitbar zu den herausragenden marxistisch-sozialistischen Kultur- und Literaturtheoretikern des 20. Jahrhunderts. In einer Vielzahl von Büchern und Aufsätzen hat er sich einer Neubestimmung des Begriffs und der Sache der Kultur gewidmet. Sie findet ihren vielleicht pointiertesten Ausdruck in Williams’ Losung: -Culture is ordinary.- Ihr ist des Weiteren eine Bestimmung an die Seite zu stellen, derzufolge Kultur als -a whole way of life- zu begreifen sei. In beiden Fällen wendet sich Williams gegen eine Gleichsetzung von Kultur mit Hochkultur und bahnt einer Idee von kultureller Praxis den Weg, die handwerkliche wie künstlerische Prozesse umfasst, und die nicht bereit ist, Kultur zum Privileg einer bestimmten Gruppe oder Klasse zu fetischisieren. Nicht umsonst gilt Williams auch als einer der Ahnherrn der Cultural Studies und deren Aufmerksamkeit für Subkulturen aller Art. In Williams’ kulturtheoretischem Ansatz gründet nicht zuletzt sein Zugang zu literarischen Werken. Sie werden als komplexe Artikulationen ästhetischer, kultureller, politischer und historischer Kräfte lesbar. Durch gesellschaftliche Strukturen und Praxisformen vermittelt, sind sie dennoch nie einfach deren passiver Reflex oder Ausdruck; vielmehr tragen sie zur Transformation gegebener und eben doch nie ganz gegebener Sinn-, Welt- und Klassenverhältnisse bei. Literarische Werke artikulieren mithin überdeterminierte Erfahrungsformen und -schichten, und sie tun es auf spezifische und singuläre Weise, ohne dabei jemals den Kontakt zu kollektiven Erfahrungen und anderen kulturellen Praktiken ganz zu durchschneiden. Der Lektürekurs will sich diesem unabgegoltenen Entwurf einer materialistischen Kultur- und Literaturtheorie über eine Reihe von zentralen Schriften nähern und ihn kritisch diskutieren. Gelesen werden dabei u.a. Auszüge aus Culture and Society, The Country and the City, The Long Revolution und Marxism and Literature – eventuell flankiert von einer Beschäftigung mit Williams’ eigenen literarischen Schriften (z.B. Border Country). Zur Einführung und Orientierung: Raymond Williams, Politics and Letters: Interviews with New Left Review, London 1979. Fred Inglis, Raymond Williams, London/New York 1995. Erwartet wird regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit sowie die Bereitschaft, die Mitverantwortung für eine Sitzung zu übernehmen. ECTS-Punkte: 3 ECTS, unbenotet SLK: 3 ECTS, benotet Department I - Germanistik, Komparatistik, Nordistik, Deutsch als Fremdsprache B.A.-Nebenfach SLK: Diese Veranstaltung entspricht in WP 2 dem Kurstyp -Begleitkurs zu Themen der Literaturwissenschaft m/n/o/p- (WP 2.0.14/16/18/20). ODER Diese Veranstaltung entspricht in WP 4 dem Kurstyp -Begleitkurs zu Themen der Kultur- und Medienwissenschaften m/n/o/p- (WP 4.0.14/16/18/20). Sie erhalten 3 ECTS, wenn Sie entweder eine Klausur (30-60 Min.) schreiben oder eine mündliche Prüfung (15-30 Min.) ablegen oder ein Thesenpapier (3.000-6.000 Zeichen) oder Übungsaufgaben (3.000-6.000 Zeichen) fertigen. Die Prüfung muss benotet sein. Die Wahl der Prüfungsart liegt beim Dozenten. LMU München SoSe 2015 Dr. Bullmann Lars