Medien-Technik-Gesellschaft wissenshistorische Analysen und Methoden

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Wissenshistorisch betrachtet, ist das Themenfeld der Vorlesung Medien Technik Gesellschaft der Technik- und Kulturgeschichte zugeordnet und beschreibt medial bedingte Konstellationen und Veränderungen von Wahrnehmung, Wissen und Kommunikation. Im 21. Jahrhundert fordert die diskursive Präsenz der Hirnforschung die Kultur- und Medienwissenschaften zur Schärfung ihrer eigenen Position heraus. Einer der Ausgangspunkte der Vorlesung ist es, dem problematischen essentialistischen Zug der Hirnforschung kritisch zu begegnen, indem prominente kultur- und medienwissenschaftliche Methoden vorgestellt und wissenshistorisch perspektiviert werden.

Uneinigkeit herrscht allerdings schon bei dem Versuch, Medien zu definieren. Was ist überhaupt ein Medium: Liebe (Luhmann), Luft (Aristoteles), ein Stuhl (McLuhan), ein Fußball (Flusser), Elefant und Dromedar (Virilio)? Oder doch eher Grammophon, Film, Typewriter (Kittler)? In der Vorlesung geht es somit darum, heterogene Wissensprozesse der Medientypologie auf der Ebene von Pro­duktion, Distribution, Rezeption und Institution zu vermitteln.

Mittels eines integra­tiven Ansatzes werden dabei methodische, analytische und wissenshistorische Aspekte zusammengeführt. In der Vorlesung soll erläutert werden, wie Medien, in geschichtlich veränder­lichen Konstellationen, die Wechselwirkung und das Zusammenspiel von Sinn und Sinnlichkeit ermöglichen. Medien bilden gleichsam die historische Grammatik des Verhältnisses von Sinn und Sinnlichem (S. Krämer). Damit ergeben sich als Schwerpunkte der Vorlesung: Sinne als Basismedien und Mediensynästhesie; Strukturwandel der Öffentlichkeit durch Massenkommunikation und moderne technische Mediendispositive; Inter- und Cross-Medialität: Allianzen, Wechselbeziehungen und Differenzen zwischen (alten und neuen) Medien; Medien und Gedächtniskulturen; Netzwerke der Globalisierung von Raum und Zeit. Wir beschäftigen uns u.a. mit Grundlagentexten von J. Derrida, M. McLuhan, W. Benjamin, A. Assmann, M. Foucault, S. iek, B.-Ch. Han, A. Kluge und B. Latour. Die Vorlesung geht von der Prämisse aus, dass wir keineswegs in der besten aller möglichen (Medien-)Welten leben. Sie bezieht, ausdrücklich der Kritischen Theorie verpflichtet, wie sie bes. von Th. W. Adorno geprägt wurde, aktuelle gesellschafts- und ideologiekritische Analysen ein, die selbst aber auch wieder kritisch zu prüfen sind.

Medienwissenschaftliches Seminar Universität Siegen WiSe 2016/17 Priv.-Doz. Dr. Lommel Michael Priv Doz