Projekt Radiolaria Projekt

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Radiolarien sind winzige, nur ca. 0.1 mm große Meereslebewesen. Diese einfachen, einzelligen Organismen zeichnen sich durch eine erstaunlich elegante und filigrane Skeletthaut aus, deren Struktur eine erstaunliche „architektonische“ Relevanz aufweist. Der Biologe Ernst Häckel schuf bereits im 19. Jhd faszinierende Zeichnungen dieser Lebensformen, und veröffentlichte sie in seinem Werk, dass er zu recht „Kunstformen der Natur“ nannte, Buckminster Fuller und Frei Otto führten wichtige Forschungen auf diesem Gebiet durch. Nun, mit den neuen Möglichkeiten, die die digitale Formgenierung von Freiformflächen und innovative CNC-Fertigungstechniken offen legen, geraten die Radiolarien erneut in den Focus der der architektonischen Entwicklung. Hochentwickelte 3D- Modelliersoftware ermöglicht es mittlerer weile, jede erdenkliche Form am Rechner zu erstellen, ihre bauliche Umsetzung wirft aber weit komplexere Fragen auf, die nach neuen Denkansätzen und Lösungen in Planung, Konstruktion und Fertigung verlangen. In diesem Projekt werden wir die Möglichkeiten der digitalen Formgenerierung mit den Strukturbildungsprinzipien der Radiolarien verknüpfen, und moderne CNC-gestützte Fertigungstechniken einsetzen um diese mit heute bereits existierenden Produktionsmitteln zu realisieren. Wir werden uns an den komplexen Oberflächennetzwerken der Radiolarien orientieren, die zugrunde liegenden geometrischen und physikalischen Prinzipien analysieren und diese auf CAD-generierte Freiformflächen übertragen. Die Fläche wird so mit einem Netzwerk aus vorrangig 6-eckigen Feldern überzogen, es entsteht eine verbindende Struktur aus Stäben und dreiwertigen Systemknoten. Im nächsten Schritt werden wir uns mit der Konstruktion dieser Tragstruktur befassen, wir werden dazu eigene Knoten- und Verbindungssysteme entwickeln und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln (CNC-Fräse) direkt umsetzen, aber auch Lösungen für eine industrielle Massenfertigung behandeln. Ziel des Projektes wird es sein, eine großmaßstäbliche Installation auf dem Gelände der UniKassel zu entwickeln und umzusetzen. Das Projekt gliedert sich dazu in drei Phasen: 1.Phase: Analyse der Formbildungsprozesse der Radiolarien, Paneelisierungsexperimente an handlichen CNC Modellen. 2. Phase: Entwickeln von Stabwerkssystemen mit parametrischen (d.h. individuell konfigurierbaren) Knotenverbindungen, Erstellen von großformatigen Prototypen. 3. Phase: Entwurf einer komplexen, raumgreifenden Struktur und deren Umsetzung mit den aus Phase 1 und 2 gewonnenen Erkenntnissen, logistische Abstimmung von Fertigung und Bau. Kernpunkt des Projektes wird die enge Verknüpfung von digitalem und analogem Arbeiten am 3d-Datensatz und an physikalischen CNC-Modellen sein. Im ständigen Austausch werden wir computergenerierte Modelle CNC-gesteuert umsetzen, physikalisch bearbeiten und testen und wieder in den Rechner übertragen. Zu Beginn werden alle Teilnehmer mit kompakten Kursen in fortgeschrittener 3d-Formerzeugung (Maya, Rhino) und CNC-Fräsen (Rhino, Surfcam) auf das Projekt vorbereitet. FB 06 Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung Uni Kassel WS 2006/2007 Dipl.-Ing. Troche Christian