Wir glauben an das ewige Leben und die Auferstehung der Toten

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Das allen Christen gemeinsame Credo mündet in das Bekenntnis zur Auferstehung der Toten ein: "Et exspecto resurrectionem mor­tuorum". Wenngleich schon in der Vergangenheit diese Wahrheit verschiedentlich uminterpretiert wurde (Gnosis, Aufklärung), blieb es bis vor wenigen Jahrzehnten doch einhellige Überzeugung aller Christen, dass der Tod nicht das letzte Wort über den Men­schen hat. Diese Einhelligkeit ist heute verlorengegangen.

Es fehlt nicht an Stimmen, die einen radikalen Abschied von der Hoffnung auf ein Leben über den Tod hinaus proklamie­ren; andere zögern zumindest, die traditionellen Aussagen über die leibliche Auferstehung jedes einzelnen zu einer neuen postmorta­len Existenz noch weiter zu vermitteln, und fordern statt dessen dazu auf, sich auf die "Auferstehung" hier und heute zu konzen­trieren; selbst diejenigen, welche die Hoffnung auf ein persönliches ewiges Leben betonen, stimmen vielfach nicht darin überein, wie die biblische und kirchliche Lehre heutzutage zu verstehen und zu verkündigen sei. Dies betrifft vor allem die überkommenen Sprech­weisen von der unsterblichen Seele und von der leiblichen Auferste­hung am Jüngsten Tag.

Die Gründe sowohl für die Leugnung der Auferstehung wie auch für die Forderung einer Neuinterpretation des alten Glau­benssatzes sind vielfältig: Fehlen des Auferstehungsglaubens in den älteren Schichten des AT; Abhängigkeit der neutestamentlichen Bilder von einer Auferstehung der Toten von überholten apokalyptischen Erwartungen; Eintragung des griechischen Seele-Begriffs in das ganzheitliche Denken der Bibel etc. Doch im Vordergrund der Bezweiflung des Glaubensartikels von der Auferstehung der Toten stehen heute nicht exegetische oder theologische Erwägungen. Seit Feuerbach, Marx und Freud steht dieser Glaube in dem Ver­dacht, Projektion oder Illusion zu sein, die das Leben in dieser Welt abwertet und Zeichen eines egoistischen Heilsindividualismus ist. Und der fortschreitende Naturalismus (Brain-Mind-Debatte) bezeichnet den Glauben an ein Leben über den Tod hinaus schlicht als naturwissenschaftlich widerlegt. Hinzu kommt eine große Verunsicherung des Glaubens vieler Christen durch Be­gegnungen mit Menschen anderer Religionen und deren Eschatologien (Beispiel: Reinkarnationsglaube und buddhistische Verheißung des Nirvana). Vor diesem Hintergrund behandelt das Hauptseminar des Wintersemesters u. a. folgende Fragen:


- Was meint Paulus, wenn er einen vergänglichen von einem unvergänglichen Leib unterscheidet?
- Was meinen die griechischen Philosophen und was die Christen, wenn sie von der Unsterblichkeit des Menschen sprechen?
- Was eigentlich ist biblisch gesehen der Leib, was die Seele, was die Materie?
- Was geschieht im Tod und was „am jüngsten Tag"?
- Gibt es eine Auferstehung im Tod?
- Ist der Tod die Trennung einer unsterblichen Seele vom sterblichen Leib?
- Was meint das NT, wenn es vom verklärten Leib des Auferstandenen spricht?
- Ist der Glaube an die Auferstehung der Toten mit der Subjektphilosophie seit Descartes vereinbar?
- Ist der Glaube an die Auferstehung der Toten mit der modernen Gehirnforschung vereinbar?
- Was unterscheidet die christliche Eschatologie von jeder anderen?

Empfohlene Lektüre:
- Gisbert Greshake / Jakob Kremer, Resurrectio Mortuorum. Zum theologischen Verständnis der leiblichen Auferstehung, Darmstadt 1986.
- Hans Kessler (Hg.), Auferstehung der Toten. Ein Hoffnungsentwurf im Blick heutiger Wissenschaften, Darmstadt 2004.

Arbeitsaufwand:
- Für jede Sitzung ist ein Text bzw. Textauszug zu lesen, der jeweils in der vorausliegenden Sitzung verteilt wird.
- Darüber hinaus Voraussetzung für unbenoteten Teilnahmeschein: Regelmäßige aktive Teilnahme und drei Sitzungsprotokolle
- Darüber hinaus Voraussetzung für den Erwerb eines benoteten Hauptseminarscheins:
Regelmäßige aktive Teilnahme und schriftl. Hausarbeit von 15-20 Seiten.