Warum sollte man den Lernprozess und die Prüfungsvorbereitung planen und strukturieren?

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Besser Lernen

Im ersten Teil der Studienerfahrungen wird beschrieben: Warum sollte man den Lernprozess und die Prüfungsvorbereitung überhaupt planen und strukturieren? Die Vorzüge des vernünftigen Planens beim Studium sind unübersehbar. Planung reduziert Stress und fördert Begeisterung für das studierte Fach.

Wozu braucht man einen Lernplan oder Studienplan? Um das Leben als Student zu strukturieren. Das menschliche Gehirn ist ein wunderbares Organ. Es hat aber mühe mit unstrukturierten Informationen umzugehen. Schaft man dagegen eine klare Struktur oder einen überschaubaren Plan, der Routineaufgaben und komplexe einmalige Aufgaben kombiniert, dann kann man alles schaffen und abschließen. Das Studium auch.

Beim Studium, vor den Klausuren oder Prüfungen, hat jeder ein bestimmtes Zeitpensum zur Verfügung. Dieses Zeitfenster kann man als eine Ressource beschreiben. Für Studenten ist nun wichtig, dass sie die zur Verfügung stehende Zeit als eine sehr wertvolle Ressource ansehen.

Die Sache mit der Zeit ist ziemlich Problematisch. Ein wahrer Meister in Disziplin und Zeitmanagement ist schwer zu werden. Wäre es leicht, so würde jeder Student in Deutschland und Weltweit sein Studium in der Regelstudienzeit, oder sogar in einem kürzeren Zeitabschnitt, absolvieren.

Wer ein bisschen Erfahrung an den Universitäten gesammelt hat dem ist klar, dass die Sache mit der Regelstudienzeit nicht bei allen Kandidaten wirklich ihre Wirkung zeigt. Abhängig vom Studiengang fällt die Statistik immer anders aus. Es gibt Studiengänge in denen beinah jeder Student in der Regelstudienzeit abschließt und es gibt Studiengänge in denen Überziehungen um mehrere Semester oder Jahre üblich sind.

Diese Diskrepanz ist ein wahrer Beweis dafür, dass nicht jeder Student den Umgang mit der Zeit gemeistert hat. Daher finde ich, dass man sich bei der Planung der Prüfungsvorbereitung und des gesamten Studiums besonders mühe geben soll. Das ist die erste und wichtigste Voraussetzung um ein Studium erfolgreich und relativ schnell abzuschließen.

Wie erstelle ich einen perfekten Lern- und Studienplan?

Einen Musterplan fürs Lernen und Studieren, der für jeden Student angewendet werden könnte gibt es nicht. Jeder ist individuell daher muss jeder für sein eigenes Studium einen Plan erstellen, der zu ihm passt. Von dem Aufstellen von lückenlosen Plänen und deren Umsetzung von Heute auf Morgen würde ich abraten. Ich habe diese Methode selbst ausprobiert und kann nur folgendes berichten: sie funktioniert nicht.

Das Wichtigste und gleichzeitig das Entscheidende an einem Plan ist, dass er über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt wurde. Nur so kann man die individuelle Verhaltensweise und Arbeitsweise schrittweise anpassen. Ein solcher Lernplan oder Studienplan wird auch eher eingehalten und diszipliniert verfolgt.

Ich habe BWL Studiert und aus betriebswirtschaftlichen Sicht kann man folgende Methode adaptieren und auf Lernen und Prüfungsvorbereitung sowie Studium übertragen.

Den Ist Zustand feststellen mit einem Logbuch.
Um zu wissen was man wann einplanen soll, braucht man einen Überblick über die gegenwärtige Situation. Was ist denn der jetzige Ist Zustand. Um diesen festzustellen kann man unterschiedlich vorgehen. Ich würde persönlich dazu raten, ein paar Tage lang bis maximal einer Woche ein Logbuch zu benutzen. In dem Logbuch werden Tätigkeiten aufgeschrieben, mit denen man tagsüber beschäftigt ist. Das Logbuch kann mit einem Stundenraster versehen werden. Man teilt den Tag, bzw. Den Zeitraum, in dem man wach ist in Stunden ein. Vier bis sieben Tage wird dann mit einigen Stichwörtern festgehalten, was in jeder Stunde gemacht wurde. Es geht dabei nicht darum, dass man die Tätigkeiten einzeln beschriebt. Es geht nur um die Feststellung von Arten von Tätigkeiten die man in dieser oder jener Stunde ausgeübt hat. Beispiele von Arten von Tätigkeiten können bei Studenten wie folgt aussehen: Lernen, Lesen, Recherche, Wiederholen, Literatur suchen, Vorlesung besuchen, Übungen und Seminare besuchen, Einkaufen, Party machen, Kurse Besuchen, Aufräumen, Chillen, Nichtstun, Freizeit einlegen.

Muster und Struktur erkennen

Hat man die einzelne Beschäftigungen erstmal identifiziert kann man die ein bisschen analysieren. Mustererkennung und Strukturenbilden gehörten zu meinen bevorzugten Aktivitäten. Mich hat fasziniert, dass man in überall Muster und Strukturen erkennen kann, vorausgesetzt man fängt danach zu suchen.


Wer den Ablauf der Woche nach Tätigkeiten geordnet hat, kann von der Analyse zum nächsten Schritt übergehen und mit der Veränderung anfangen. Ich bevorzuge das Wort Veränderung anstelle des Begriffs: Optimierung. Optimal wird niemals etwas, denn meistens kann alles irgendwie verbessert werden und ist dann nicht mehr optimal, obwohl es vorher war.

Die Arten von Tätigkeiten oder Beschäftigungen strukturiert man im nächsten Schritt in Kategorien: Uni-verbunden, Freizeit-verbunden, Job-Verbunden, Verschiedenes. Jeder kann Kategorien festlegen, die besser für ihn passen. Die einzige sinnvolle Regel die dabei beachtet werden soll lautet: in möglichst wenige aber unterschiedliche Übergeordnete Kategorien einteilen.

Farbliche Unterscheidung und Hervorhebung
Für mich persönlich war diese Strukturierung wichtig, weil ich dann für jede einzelne Kategorie eine separate Farbe gewählt habe. Die Tätigkeiten die ich später geplant habe und in einem Wochenplan eingetragen habe, könnte man sofort auf den ersten Blick erkennen. Hinzukommt, dass durch die farbliche Hervorhebung sofort erkennbar ist wofür man die meiste Zeit verplant hat. Es ist direkt sichtbar, ob man beispielsweise zu viel Freizeitaktivitäten geplant hat, oder einfach nur zu wenig Uni-Verbundene Aktivitäten.

Bei dieser Methode geht es um eine sog. Selbstarchäologie. Man beobachtet sich selbst und versucht seine eigene Zeit zu managen. Wie der Philosoph Heinz von Förster schon in den Fünfzigern sagte: jeder soll sein eigener Manager sein. Nicht nur ein Betrieb mit Menschen soll „gemanaged" werden sondern jeder Mensch soll sich selbst managen können.

Was kommt rein in den Plan, was gehört nicht in den Plan?

Bis jetzt haben wir also folgendes gemacht: eine Zeit lang sich selbst beobachtet und in einem Logbuch die Tätigkeiten eingetragen. Diese Tätigkeiten nach ca. 7 Tagen ausgewertet und festgestellt wofür die meiste Zeit eingesetzt wird. Veränderung durchgeführt und einen neuen, besseren Plan aufgestellt, der vielleicht auch farblich unterlegt ist.

Wie schon oben gesagt, es muss nicht unbedingt ein Logbuch sein. Ich persönlich arbeite gerne mit einem Logbuch, weil ich dort alles was mir so einfällt „einloggen" kann. Der Vorteil von Logbüchern ist: dass man die Veränderungen und Anpassungen immer wieder nachschlagen kann. Manche nutzen Journale, Tagesrapporte, Zeittagebücher, Tagebücher, Tageskalender.

Was kann dabei sein?
Immerhin handelt es sich bei der Planung um ein erfolgreich zu absolvierendes Studium. Daher sollen das Studium und die Uni-Verbundene Aktivitäten im Vordergrund stehen.

Uni-verbundene Aktivitäten:
Was in einem Studienplan oder Lernplan nicht fehlen darf ist: Studium und lernen. Sämtliche Uni-Verbundene Aktivitäten sollen auf jeden Fall ihren Platz im Wochen-Lern-Studienplan finden. Alle Vorlesungen, Seminare, Übungen, Kolloquien, Unterrichtsstunden, und die in der Bibliothek verbrachte Zeit soll im Zeitplan eingetragen werden. Der Grund ist der folgende: Was nicht im Lehrplan eingetragen wird, kann sehr schnell vernachlässigt oder sogar abgeschafft werden. Es ist leichter in schwierigen Tagen am Ball zu bleiben und sich für die Vorlesungen oder Seminare um 8:00 Uhr morgens zu motivieren.
Hat man dagegen einen lückenhaften Plan erstellt, kann es zur Folge haben, dass sich die Studienzeit ungewollt verlängert. Die kleinen Vernachlässigungen, was man auslässt, hängen lässt, übergeht und überspringt wird sich im gesamten Jahr kumulieren. Rückzug wird daraus ein zusätzliches Semester, eine Zusätzliches Jahr oder zwei.

Außerdem hat eine kleine (aber entscheidende) Sache wie der Plan einen ziemlich großen Einfluss auf andere Lebensbereiche. Jeder wählt sein Studium hoffentlich auf der Grundlage seiner individuellen Neigungen, Interessen, Leidenschaft und Begeisterung. Wenn man bei diesen Sachen nicht konsequent den Plan einhalten kann, wie soll man denn bei Tätigkeiten die man nicht so gerne mag erfolgreich werden? Das Leben besteht leider nicht immer aus Sachen den man leidenschaftlich und begeisterungsvoll nachgeht. Manchmal kommen Aufgaben auf einen zu, die überhaupt keinen Spaß machen, die aber unbedingt erledigt werden sollen. Wer ungern das tut, was er mag, wird niemals einen Erfolg haben in den Bereichen die er nicht mag. (Der Satz klingt zwar bisschen komisch, aber ich hoffe ihr wird verstehen was ich damit zum Ausdruck bringen wollte).


Sport
Sport ist ein guter Ausgleich um Spannungen und Stress abzubauen. Außerdem sind sämtliche Aktivitäten die auf Koordination und Körperbewegung ausgelegt sind, fürs Gehirn auf jeden Fall vorteilhaft. Wenn dazu noch der soziale Aspekt kommt, ist man in der Lage sehr effizient zu lernen und dabei sehr viel Spaß in der Freizeit haben. Das Leben soll ausgewogen sein. Auf Dauer wird keiner einen ständigen Wettbewerb aushalten. BWL Studium ist überwiegend Wettbewerb. Leider erkennen sehr viele Studenten nicht, dass mit Kooperation viel mehr erreicht werden kann als mit dem Wettbewerb. (Aber das ist eine ganz andere Geschichte, die ich ein anderen Mal in einem anderen Beitrag erzähle).
Sportaktivitäten sollen auf jeden Fall im Lernplan berücksichtigt werden. Das gleiche Gilt für Freizeitaktivitäten wie ein Instrument lernen oder ein anderes Hobby ausüben.

Gutes Essen
Gutes Essen ist für vernünftiges Lernen unabdingbar. Die Menüs und Speisepläne in der Mensa sind auf Vielfalt ausgelegt. Ich kann jedem nur empfehlen in der Mensa zu essen. Denn nicht nur, dass das Essen dort sehr günstig und vielfältig ist. Man braucht sich um die Einkäufe, die Zubereitung und das Aufräumen nach dem Essen überhaupt nicht zu kümmern. Das sind aber die Tätigkeiten, die enorm viel Zeit in Anspruch nehmen können.
Die einzige Ausnahme die ich an dieser Stelle einfügen würde, wäre Kochen zusammen mit Freunden am Wochenende. Kochen mit Freunden kann richtig viel Spaß machen. Das soziale Leben wird dadurch gepflegt und man kann in der Woche wieder etwas intensiver arbeiten, sobald das Wochenende vorbei ist.

Pufferzeiten - Pausen
Pufferzeiten und Pausen gehören auch in den Plan.


Was kann weg bleiben?
Nicht jede Kleinigkeit muss unbedingt in einem Lernplan festgehalten werden.
Zu Dingen die ich in einen Lernplan nicht eintrage sind beispielsweise Schlafenszeiten. Das liegt aber daran, dass ich einen geregelten Schlafrhythmus habe, oder zumindest diesen versuche einzuhalten. Meistens gehe ich um Punkt 23:00 Uhr schlafen und stehe um 6 oder 7 Uhr auf. Die Schlafenszeiten ändern sich bei mit nur sporadisch. Daher ist es ziemlich sinnfrei diese auch in den Lern- bzw. Studienplan aufzunehmen.

Bei andern Aktivitäten die immer und zu gleichen Zeit erfolgen würde ich es auch raten, sie in den Plan nicht aufzunehmen. Dadurch wird der Studienplan übersichtlicher und einfacher. Schließlich ist die Aufgabe des Plans eine Hilfe und nicht eine Herausforderung zu schaffen. Er muss möglich simpel und übersichtlich sein. In diesem Fall kann er auch leicht gemerkt werden, so dass man nicht immer auf die schriftliche Version angewiesen ist.