Wie kann ich mir Dinge besser merken und gegen das Vergessen kämpfen?

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Besser Lernen

Um sich die Dinge besser merken zu können sollte man eine eigene Strategie entwickeln. In diesem Artikel habe ich mehrere Tipps beschrieben die helfen sollen: zum einen sich Dinge besser zu merken zum anderen gegen das Vergessen zu kämpfen. Welche Techniken sind für DICH am effektivsten wenn es ums Merken, Lernen und Kampf gegen das Vergessen geht?

Der Kampf gegen das Vergessen ist verbunden mit dem Lernen und das Lernen wieder um mit dem sich die Dinge besser merken zu können. Wie das Vergessen fortschreitet hat der Psychologe Hermann Ebbinghaus in der sog. Ebbinghaus'schen Vergessenskurve dargestellt. Die Graphik zeigt die Halbwertszeit des Wissens. Sie bildet ab in einem zwei dimensionalen Diagramm (Zeit und Erinnerte Menge, bwz das Gelernte) wie viel Zeit vergeht, bis wir die Dinge wieder vergessen haben. Vorausgesetzt es hat eine Wiederholung der gelernten Inhalte stattgefunden.
Es stellt sich heraus, dass schon am nächsten Tag vergessen wir die Mehrheit der Informationen die wir gelernt haben und sie dann nicht wiederholt haben. Diese Theorie lässt sich natürlich nicht auf alle Sachverhalte übertragen. Denn wenn wir etwas besonders beeindruckendes gelernt haben - vergessen wir es nicht obwohl wir es nicht immer wiederholen. Das ist aber ein Spezialfall den ich später diskutieren werde.

Leider können wir nicht selbst entscheiden, was sich unser Gehirn besser und was schlechter merkt. Wenn also nach einer Woche nur noch ca 14 bis 20 % hängen bleibt - können wir nur hoffen, dass das gelernte genau das sein wird, was wir in Zukunft brauchen werden. Die Anzahl der Faktoren die dafür verantwortlich sind, was wir uns beim lernen merken und was nicht ist dermaßen groß, dass ich sie hier nicht aufzählen kann. Ich könnte sagen, dass das einfach vom Zufall abhängt. Das wäre aber auch gelogen. Rein zufällig ist es nicht, es ist nur sehr sehr komplex was und wieso wir etwas merken und was und wieso etwas anderes nicht.

Man würde sich am besten alles merken und nichts vergessen. Das wünschen sich die Menschen schon seit Jahrtausenden. Nun diese Lösung wäre für uns katastrophal. Was mit Menschen die nichts vergessen können passiert, kann man bei Autisten beobachten. Die psychische Krankheit treibt sie in den Wahnsinn. Man merkt schon, dass der internet Schutzmechanismus der eine Balance zwischen dem Vergessen und dem Erinnern beim Lernen eine Lebens- vielleicht sogar überlebenswichtige Rolle spielt.

Was wir machen können ist mit einigen gezielten Übungen und Strategien sich die Dinge besser merken um sie dann nicht so schnell zu vergessen. Tipps gibt es aus jeder Ecke. In diesem Artikel stelle ich nur die (meiner Meinung nach) effektivsten vor. Die habe ich nämlich an mit selbst getestet und die kann ich persönlich weiterempfehlen.

6 Kognitive Tipps für besseres Merken und gegen das Vergessen.

Die Dinge wiederholen.
Die Wiederholung spielt eine enorme Rolle beim Lernen. Wir sind den ganzen Tag aufmerksam, wenn nur auf unterschiedliche Dinge. Mal steht das im Fokus der Aufmerksamkeit, mal was anderes. Das Wichtigste zu wiederholen verfestigt die neu geschaffene neuronalen Verbindungen. Wichtig ist dass man beim Wiederholen nicht nur den Zettel schnell überfliegt sondern, dass man aus dem Kopf die Sachen selbst laut sagen kann. Wenn etwas gelernt und eingeprägt werden soll, muss es ein mal abrufbar sein. Dann kann man es effektiv wiederholen. Es ist wie ein Test, den man in der Schule schreibt - nach dem Test kann man sich noch sehr lange an die Fragen und die geschriebenen Antworten erinnern.
Wer aber nur aus dem Blatt abliest und nicht aus dem Kopf abruft, der gaukelt seinem eigenen Gehirn vor, er hätte das gelernt und dadurch wiederholt.

Die Dinge aufschreiben.
Die Dinge aufzuschreiben ist eine Art der Wiederholung. Es werden mehrere Sinne dabei angesprochen. Beispielsweise das motorische Zentrum im Gehirn hilft uns beim Aufschreiben sich „anders" zu konzentrieren als wenn wir etwas nur hören oder aussprechen. Habt Ihr euch schon mal gefragt: wieso seit Tausenden von Jahren in der Schule und an den Universitäten immer und sehr viel geschrieben wird?
Richtig - zum einen um etwas greifbar zu machen und es festzuhalten. Zum anderen aber um es sich besser merken zu könne um es dann nicht so schnell zu vergessen.


Die Dinge in eine bildhafte Geschichte zusammenfügen.
Schon öfters habe ich auf diesen Seiten geschrieben, dass das Gehirn in Bildern denkt und nicht in Worten. Eine bildhafte Geschichte hilft enorm die Lerneffekte zu steigern. Wer solche Geschichten entwickelt trainiert gleichzeitig seine Kreativität denn zu jedem Problem wird eine neue Geschichte entwickelt.
Es gibt mehrere wirksame Arten eine Geschichte zu entwickeln. Manche sind aufwändiger andere etwas weniger aufwändig, bedürfen dafür aber vorheriger Vorbereitung. Am Ende sind sie meiner Meinung nach gleich effektiv.

Informationen in eine Geschichte zusammenfügen Methode 1.
Wenn man sich etwas merken muss, egal ob Zahlen, Fakten, Sachverhalte, ist es sinnvoll sich diese in eine personifizierte Geschichte vorzustellen. Man überlege dann kenne ich jemanden der mit dem zu merkenden Sachverhalt in Verbindung steht? Bin ich das slebst? habe ich es schon selbst erlebt? Sind es meine Nachbarn, Freunde? In welche Art und Weise können sie mit dem Thema verknüpft werden?
Im Prinzip je verrückter und detaillierter die Geschichte, desto merkfähiger ist sie.

Informationen in eine Geschichte zusammenfügen Methode 2
Eine weitere Art sich Dinge zu merken in dem man Geschichten bildet ist Mnemotechnik. Das Thema Mnemotechnik ist sehr umfangreich. Ich habe unter Mnemotechniken mehrere Übungen erläutert.
Im Prinzip geht es darum, dass man das Wissen in Informationseinheiten kodiert und diese dann nach einem speziellen und vorher gelernten System entschlüsselt. Dadurch lassen sich Zahlen, Gegenstände, einzelne Wörter und alles andere relativ leicht memorisieren. Das Abrufen folgt einem bestimmten System das vorher eingeprägt wird. Die Technik ist sehr effektiv, bedarf aber Vorbereitung - man muss das System (oder mehrere) erstmal erlernen.

Komplexe Dinge aufteilen.
Häufig muss man sehr komplizierte Sachverhalte merken. Um die Zusammenhänge überhaupt merken zu können ist es dann sinnvoll alles in kleinere Einheiten aufzuteilen. Setzt man logisch die einzelne Puzzel-Teile zusammen, so ergibt alles seinen Sinn und kann auch besser gelernt und gemerkt werden.


Dinge laut vorlesen.
Das Laute vorlesen hilft nicht nur gegen das Vergessen. Beim Auswendiglernen ist das eine der wenigen sehr effektiven Methoden um sich alles mögliche einzuprägen. Schon in der Grundschule dürfte ich feststellen, dass eine Methode bei der man Einen Satz nach nach dem anderen aus dem Kopf wiederholt, sehr gute Lernergebnisse liefern kann. Man liest den ersten Satz und wiederholt ihn laut aus dem Kopf. Dann den zweiten und wiederholt DAS GESAMTE aus dem Kopf. Dann den dritten Satz und wiederholt DAS GESAMTE aus dem Kopf und so weiter bis alles eingeprägt ist. Macht man einen Fehler, kann man sich selbst bestrafen in dem man von Vorne diesmal ohne Fehler laut aus dem Kopf nachspricht. Ich habe die Gedichte immer so lange gemacht, bis ich sie fehlerfrei laut aus dem Kopf sagen könnte.
Die Methode ist zwar keinesfalls kreativ und abwechslungsreich aber dafür sehr effektiv. Und uns geht es doch um Effektivität beim Lernen, Merken und dem Kampf gegen das Vergessen oder?

Dinge Verlinken oder Verbinden
Das Gehirn merkt sich sofort Sachen die, wenn sie neu sind, mit anderen bekannten und schon gelernten Inhalten verknüpft oder verbunden werden. Dank den chemischen Reaktionen die zwischen den Synapsen ablaufen, wird das neue Wissen automatisch langfristig gespeichert. Bei den Mnemotechniken macht man nichts anderes als nur; das Neue an das Alte und bekannte anzuknüpfen und zwar so, dass das Neue haften bleibt.

5 Physische Tipps für besseres Merken und gegen das Vergessen.

Oben habe ich 5 Tipps aufgelistet und beschrieben, die das Kognitive beim Merken und im Kampf gegen das Vergessen Unterstützung leisten. Das Gehirn braucht aber auch einen gewissen Rahmen oder Rahmenbedingungen unter denen es effektiv arbeiten kann. Hierzu gehört: Schlafkultur, Sauerstoffversorgung, Wasserversorgung, Entspannung,

Ausreichend schlafen fördert das Lernen.
Im Schlaf verarbeitet das Gehirn die Informationen die gelernt und gemerkt werden sollen. Wer sich bewusst dafür entscheidet weniger zu schlafen, der handelt gegen die innere (natürliche) Bio-Uhr. Langfristiger Schlafentzug kann gravierende psychische Probleme verursachen. Daher sollte man unbedingt darauf achten, dass man ausreichend Schlaf bekommt. Ca 7 Stunden Schlaf gelten als ausreichend und gesund. Wer weniger schläft wird sich nicht richtig konzentrieren können. Wer 9, 10 und mehr Stunden schläft wird beim aufstehen Kopfschmerzen bekommen und müde aufwachen.
Was Schlaf im Bezug auf Lernen so einrichten kann erfährt sehr schnell jeder, der ein Instrument spielen lernt. Am Abend gelingen die Übungen vielleicht nicht so gut. Nach einer erholsamen Nacht ist man aber in der Lage fehlerfrei zu spielen, was am Tag davor gelernt wurde.
Die Schlafphasen in denen das Neugelernte gespeichert wird (REM) treten ca. jede 90 Minuten. Daher sollte man dafür sorgen, dass es ausreichend REM Phasen während des Schlafs gibt.

Entspannung und Atemübungen.
Wir lernen besonders gut, wenn wir uns im entspannten Zustand befinden. Lernen unter Stress ist nur bedingt (und unter bestimmten Voraussetzungen) effektiv. Stress hemmt die Lernprozesse mehr als es sie fördert. Dank progressiver Muskelentspannung oder Atemübungen und Meditation ist jeder in der Lage sich zu entspannen. Der Stress wird dann relativiert und es stellt sich heraus, dass man sich selbst unter druck gesetzt hat. Denn Stress entsteht nur im Kopf einer jeden Person. Ich kann eine andere Person nicht unter Stress setzen. Ich kann aber die Rahmenbedingungen schaffen, die sie dann relational interpretiert und sich selbst durch die Deutung der Signale gestresst fühlen wird.

Sauerstoff und Wasser fürs Gehirn.
Das Gehirn ernährt sich von Glukose. Dabei wird allerdings ausreichend Sauerstoff benötigt. Man darf auch nicht vergessen, dass das Gehirn überwiegend aus Wasser besteht. Mit den Rohstoffen Wasser und Sauerstoff wird das Gehirn ständig versorgt und dabei werden diese ständig ausgetauscht.
Sitzt man mehrere Stunden in einer Bibliothek in der die Belüftungsanlage nicht richtig funktioniert, wird man sofort müde. Das gleiche passiert wenn man nicht ausreichend trinkt. Ich habe für einige Prüfungen draußen im Wald gelernt. Dabei dürfte ich feststellen, dass das Lernen irgendwie besser gelingt. Was immer auch das war: andere Umgebung (Kontext) oder aber ausreichend Sauerstoff und Bewegung? Vielleicht waren das alle drei Faktoren gleichzeitig? Auf jeden Fall gelang mir die Vorbereitung viel besser als am Schreibtisch oder in der Bibliothek.

Wenn ich zum Thema Dinge besser merken und gegen das Vergessen kämpfen etwas vergessen habe, schreibe es einfach in den Kommentaren. Jeder entwickelt eine individuelle Art effektiv zu lernen und nicht zu vergessen. Teile es einfach mit.