Wieso ist man am kreativsten wenn man müde oder, (und) betrunken ist?

Veröffentlicht am: in der Kategorie: Gehirn und Neurologie

Laut einer Studie von Prof. Mareike Wieth (College Albion) ist man am kreativsten wenn man müde ist. Ein ähnlicher Zustand lässt sich mit etwas Alkohol erreichen. Im leicht angetrunkenen Zustand sollte man also auch kreativ sein. Die Frage ist nur: taugen die kreativen Ideen wirklich was, wenn man übermüdet oder betrunken arbeitet?

Wenn es um eine Korrelation zwischen Müdigkeit und Kreativität geht, tendieren wir zu der Meinung: Ich bin am kreativsten wenn ich ausgeruht und erholt bin. Am besten wenn ich ausgeschlafen und leistungsfähig bin, wie beispielsweise am frühen morgen, nachdem ich 7-8 Stunden erholsam geschlafen habe. Es kann aber sein dass das genau der falsche Weg ist. Denn: dass man kurz nach dem Aufwachen an leistungsfähigsten ist, bedeutet es nicht, dass diese Fähigkeit jede Art von Aufgaben betrifft.

Wie ist die Leistungsfähigkeit am frühen Morgen zu verstehen?

Es gibt sicherlich dutzende Studien die bestätigen, dass die Leistungsfähigkeit am höchsten dann ist, wenn man ausgeschlafen ist. Bei den meisten Menschen ist das dann der frühe Morgen. Die relativ hohe Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit hält ziemlich lange, bis zum frühen Nachmittag. Erst zwischen 15 und 17 Uhr verspüren die meisten von uns, die ersten Zeichen für eine Ermüdung. Der Leistungstief holt uns ein.

Das ist völlig normal. Niemand kann den ganzen Tag, 12-18 Stunden lang ununterbrochen auf 100 Prozent der Leistung arbeiten. Der Körper braucht Regeneration und Erholung. Von Natur aus sind wir so vorprogrammiert, dass unsere Akkus schon während des Tages mit neuer Energie aufgefüllt werden. Genau das passiert nachmittags, wenn wir uns bisschen schlapp fühlen. Zwischen 17-18 Uhr machen die meisten Berufstätigen Feierabend. Dabei verspüren sie einen erneuten Leistungschub. Auf ein mal fühlt man sich kräftig und Leistungsfähig. Am liebsten würde man die Arbeit nicht unterbrechen, sondern die zusätzliche Kraft ausnutzen um weiter zu machen.

Nun das funktioniert sehr gut bei Aufgaben, die nicht zu kreativem Bereich gehören. Routineaufgaben, Auswendiglernen, Pauken und Wiederholen von Examensstoff oder Prüfungsstoff können mit der oben beschriebenen Methode sehr gut gemeistert werden.
Wenn es aber um Kreativität geht, scheint es genau umgekehrt zu sein.

Heute habe ich mir die Ergebnisse einer Studie durchgelesen. Die Studie wurde an der Universität Albion durchgeführt. Die zuständige Professorin ist zu dem Ergebnis gekommen: Am kreativsten ist man wenn man entweder leicht angetrunken oder müde ist.

Müdigkeit fördert Kreativität , aber wie ist das möglich?

Aber wie kann das sein, dass man am kreativsten genau dann ist, wenn man Müdigkeit verspürt oder gar betrunken ist?
Die Autorin der Studie erklärt das so: Bei einem Leistungshoch ist man sehr aufmerksam und wach, dadurch ist man in der Lage viel mehr wahrzunehmen. Und genau das ist auch das Problem. Wer eine kreative Lösung braucht, oder vor einem Problem steht, der auf kreative weise herangegangen werden soll, der wird leichter abgelenkt bei einer solchen Leistungshoch-Phase. Die erhöhte Aufnahmefähigkeit und Wachsamkeit ist der Grund dafür warum wir häufiger abgelenkt werden. Andere Probleme oder Reize rauben uns dann die Aufmerksamkeit, die wir der kreativen Lösung widmen sollten.

Jetzt kommt eine harte Nuss: Wieso kann ich eines Tagen vollständig den Kreuzworträtsel lösen, und am nächsten Tag kann ich kaum eine Antwort auf die einzelne Fragen finden? Wie kann es sein, das man manchmal neue und kreative Ideen wie am Fließband fabriziert, und an anderen Tagen wiederum sich extrem bemühen muss im auf irgendeine Idee überhaupt zu kommen?
Es stellt sich heraus, dass die unterschiedliche Ausprägung der Kreativität nicht von unterschiedlichen Tagen abhängt, sondern von unterschiedlichen Tageszeiten innerhalb eines Tages.

Was für die hohe Leistungsfähigkeit und effizientes Arbeiten am frühen Morgen das Segen ist, wird zum Fluch im Bezug auf die Kreativität und Ideenreichtum.

Leicht alkoholisiert bekommt man leichter kreative Ideen

Wer leicht alkoholisiert ist, befindet sich im ähnlichen Zustand wie eine Person die übermüdet ist. Das zeigen auch die Studien, die sich mit der Sicherheit auf den Strassen beschäftigen. Personen die über mehrere Stunden hinweg hinter dem Steuer sitzen, weisen gleiche Reaktionsmuster wie leicht alkoholisierte Probanden. Die Reaktionszeit ist verlängert, die Aufmerksamkeit ist geschwächt und die Details werden nicht so schnell oder kaum wahrgenommen.

Der Fazit der Studie lautet: Übermüdet oder leicht angetrunken hat man die besten und die kreativsten Ideen.
Ob das gut ist, muss jeder sich selbst fragen. Es kann nämlich sein, dass nicht jeder Chef euphorisch die kreativen Lösungsansätze akzeptiert, wenn er weiß, dass sie im betrunkenen Zustand hervorgebracht wurden.
Außerdem käme man in Konflikt mit anderen Bereichen oder sogar mit dem Gesetzt. Trinken am Arbeitsplatz (um kreative Ideen zu bekommen) ist glaube ich nicht man in Brauereien erlaubt.

Angetrunken ist man mutiger, aber nicht unbedingt kreativer

Ein weiterer Punkt der hier angesprochen werden kann ist der Folgende: Vielleicht sind die Ideen und Lösungen die im betrunkenen Zustand entstanden sind, gar nicht kreativ. Vielleicht sind sie einfach nur mutig und losgelöst von starren, bekannten und alltäglichen Denkstrukturen?
Das könnte nämlich auch der Fall gewesen sein. Denn im betrunkenen Zustand verliert man ein bisschen den Bezug zu Realität, wird mutiger (aber nicht unbedingt klüger).
Die Ideen, die man unter Einfluss von Alkohol hat können deshalb ziemlich originell wirken. Manche bezeichnen sie dann als kreativ, andere als dumm oder unbrauchbar. Es kommt immer auf das Problem und die Menschen an, die in die Problemlösung involviert sind.

Das mit den kreativen Ideen im übermüdeten Zustand kann ich gerne ausprobieren. Die Theorie mit der erhöhter Kreativität im betrunkenen Zustand lasse ich lieber sein. Oder meint Ihr ich soll es auch testen? :)